⚖️Warum Empathie am Arbeitsplatz Fluch und Segen zugleich ist.

Es gibt Menschen, die scheinbar mühelos durch die Arbeitswelt navigieren: Sie wissen früh, welchen Weg sie einschlagen, bauen zielstrebig ihre Karriere auf und scheinen genau zu wissen, wo sie hingehören. Und dann gibt es diejenigen – so wie mich –, die sich Schritt für Schritt vortasten, ausprobieren, stolpern, wieder aufstehen und weitermachen. Menschen, die nicht nur arbeiten, sondern auch fühlen. Menschen, die ihre Empathie in den Job mitnehmen – und genau dadurch manchmal auf die härtesten Proben gestellt werden.


Mein Weg durch die Arbeitswelt

Um ehrlich zu sein, wusste ich nie so richtig, was ich einmal werden wollte. Aber mir war klar: Geld braucht man immer – auch ohne Luxusleben. Also begann ich früh, in die Arbeitswelt hineinzuschnuppern. Ich war mir für nichts zu schade und suchte jede neue Herausforderung. Ob im Kiosk am Fußballplatz, in der Juice-Bar im Einkaufszentrum, im Kino oder beim Regale einräumen im Drogeriemarkt – ich wollte so viel wie möglich ausprobieren.

Dabei war ich unendlich dankbar für die Unterstützung meiner Mutter. Sie ließ mir die Freiheit, eigene Wege zu gehen, Neues zu testen und meine Erfahrungen zu sammeln. Für mich war klar: Hauptsache, ich versuche es. Und genau das wünsche ich mir auch als Botschaft an unsere Gesellschaft: Junge Menschen brauchen Chancen, verschiedene Dinge auszuprobieren. Nur so können sie herausfinden, was sie interessiert und worin sie gut sind.

Ein bunter Lebenslauf sollte nicht als „sprunghaft“ abgestempelt werden, sondern als Zeichen von Neugier, Lernbereitschaft und Offenheit.


Eine turbulente Reise

Mit den Jahren kamen immer mehr Jobs dazu. Manchmal arbeitete ich sogar auf zwei völlig unterschiedlichen Stellen gleichzeitig, während ich nebenbei überlegte, welche Ausbildung oder welches Studium passen könnte. Manche Tätigkeiten blieben, andere waren nur ein Experiment. Aber eines war immer gleich: Ich nahm jede Aufgabe ernst, blieb aufmerksam, kritikfähig – und lernte.

So war mein Lebenslauf bunt und voller Kurven, bis ich schließlich bei meiner jetzigen Firma landete. Ursprünglich nur als Nebenjob zum Studium gedacht, bin ich nun seit vier Jahren hier – und merke, dass ich langsam Karriere mache, dass ich mir echte Zukunftswege aufbaue.

Wenn ich heute zurückblicke, bin ich dankbar für all die Umwege. Auch wenn es anstrengend und nervenraubend war – nur durch dieses Ausprobieren habe ich meine Stärken erkannt, meine Schwächen akzeptiert und meinen Weg gefunden.


Empathie als Stärke – und Herausforderung

Doch eine Sache hat mich auf dieser Reise immer wieder begleitet: meine Empathie. Ich habe mich oft als „Wandernde“ gefühlt – wertvolle Erfahrungen gesammelt, aber innerlich immer mit einem Countdown im Gepäck. In vielen Firmen habe ich mich verausgabt, versucht, allen gerecht zu werden, Konflikte zu glätten, Fehler anderer aufzufangen. Kurz gesagt: Ich wollte retten.

Das hat Spuren hinterlassen. Fast wie nach toxischen Beziehungen brauchte ich Zeit, um alte Wunden zu heilen. Und auch in meiner jetzigen Firma wurde ich wieder auf die Probe gestellt: durch meine Naivität, mein Mitgefühl, meinen Wunsch, für alle da zu sein.

Doch diesmal ist etwas Entscheidendes passiert: Ich habe angefangen zu lernen.


Mein wichtigstes Learning

Es ist nicht meine Aufgabe, alle zu retten.
Ich muss nicht verstehen, warum andere handeln, wie sie handeln. Ich muss ihre Fehler nicht ausbügeln, nur weil ich sie mag. Im Gegenteil: Nur wenn sie die Konsequenzen selbst tragen, können sie wachsen.

Andere müssen – genau wie ich – lernen, kritikfähig zu sein, Verantwortung zu übernehmen, professionell zu bleiben und um Hilfe zu bitten, wenn es nicht weitergeht. Diesen Weg kann niemand für sie gehen.

Und so schwer es fällt: Manchmal ist Loslassen der wichtigste Schritt. Manchmal muss man Enttäuschung und Wut aushalten, um zu sehen, wer wirklich bleibt. Alles andere darf man ziehen lassen.


Und jetzt zu dir

Vielleicht erkennst du dich in meinen Erfahrungen wieder. Vielleicht spürst du auch oft, dass du zu viel trägst, weil du es allen recht machen willst. Wenn ja, dann nimm das bitte mit:

Nicht jedem kann geholfen werden. Und nicht jedem soll geholfen werden.
Nur weil wir mehr tragen könnten, heißt es nicht, dass wir es müssen.

Wahre Stärke liegt nicht darin, alles auszuhalten.
Wahre Stärke liegt darin, Grenzen zu setzen – und trotzdem empathisch zu bleiben.

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