⏸️“Zu viel, zu laut, zu schnell – Warum unser Inneres manchmal die Pause-Taste drückt“

Zurzeit fühlt sich mein Leben an wie eine emotionale Achterbahnfahrt. Manchmal komme ich mir vor, als würde ich schlafwandeln – halb wach, halb weggetreten – und so hänge ich irgendwo dazwischen. Die Sprünge zwischen Höhen und Tiefen sind heftig und überrumpeln mich oft selbst.

Es passiert gerade viel: Träume und Ziele, die lange wie ferne Visionen wirkten, werden plötzlich greifbar. Dinge, die ich mir einst nur ausmalte und zu erreichen hoffte, verwandeln sich in reale Schritte, echte Entwicklungen. Und mit dieser Realität kommt das Chaos. Denn auf das, was passiert, wenn Wünsche langsam Wirklichkeit werden, kann man sich nicht wirklich vorbereiten. Die eigene Welt passt sich an, Stück für Stück, wenn man seine Träume beharrlich verfolgt.

Manchmal läuft eine Woche gut. Erfolge – egal wie klein – häufen sich. Man will sich festhalten an diesem Glück, traut sich aber kaum, zu sehr darauf zu bauen. Denn insgeheim weiß man: Es wird nicht immer so bleiben. Es kann nicht immer so bleiben.
Und dann kommen sie wieder, diese anderen Wochen. Zeiten, in denen sich alles anfühlt, als würde man einen Purzelbaum nach dem anderen schlagen. Zeiten, in denen einem das Leben eine gefühlte Faust in den Magen rammt.
Ich weiß: Rückschläge gehören dazu. Dinge brauchen oft mehr als einen Anlauf. Trotzdem – jedes Mal versuche ich, mir die Freude auf kommende Erfolge nicht von Niederlagen nehmen zu lassen.

Was ich dabei über die Jahre gelernt habe: Mein Körper schaltet in solchen Phasen auf Standby. Es passiert einfach. Und auch wenn ich früher dagegen angekämpft habe, versuche ich heute, diese Reaktion nicht mehr zu bewerten. Ich bin weder „zu sensibel“ noch „zu schwach“ oder „überfordert“. Im Gegenteil: Oft ist genau das die Zeit, in der meine Gedanken am lautesten sind und die kreativste Inspiration entsteht. Ich feiere heute, dass ich diesen inneren Sturm zulassen kann. Das war nicht immer so.

Heute dreht sich in meinem Kopf vieles um ein bestimmtes Gefühl: Numbness – Taubheit.
Viele verbinden damit ein Gefühl von Leere, von „Game Over“. Nichts fühlen, nichts denken, einfach nichts. Aber für mich bedeutet Numbness das Gegenteil: Es ist zu viel.
Zu viele Gedanken, zu viele Gefühle, zu viel Energie – alles gleichzeitig, am selben Ort, in derselben Person. Numbness ist nicht Abwesenheit, sondern ein Schutzmechanismus. Der Standby-Modus unserer Seele.

Ich gehe achtsam mit diesem Begriff um, weil ich mich selbst oft als „zu viel“ empfunden habe – und auch andere mir das immer wieder gespiegelt haben. Ich liebe zu viel, trauere zu viel, denke zu viel, rege mich zu viel auf. Aber heute weiß ich: Zu viel ist nicht falsch. Es ist einfach meine Art, die Welt zu erleben.

Und genau deshalb will ich mit diesem Text ein kleines Missverständnis aufklären:
Das Gefühl der Taubheit ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen dafür, dass unser Inneres auf sich selbst aufpasst. Dass unser Körper uns sagt: Stopp. Kurz innehalten. Sammeln. Atmen.

Viele Menschen ignorieren diese Signale. Sie kämpfen dagegen an. „Sei doch nicht so sensibel“, „Du brauchst eine dicke Haut“ – solche Sätze hören wir alle. Aber ich habe für mich entschieden: Ich will nicht abstumpfen. Ich will nicht verdrängen. Denn verdrängte Gefühle verschwinden nicht. Sie werden nur tiefer, schwerer, wie ein Eisberg unter der Wasseroberfläche. Und irgendwann – kracht es.

Deshalb lerne ich – dieses Jahr mehr denn je –, dass wir niemals auslernen.
Egal, wie viel wir fühlen, verstehen, reflektieren. Egal, wie viele Perspektiven wir einnehmen oder wie gut unsere Intentionen sind. Lernen hört nicht auf. Wachsen hört nicht auf.

In schwierigen Phasen bleibe ich heute hartnäckig – aber auf meine Art.
Ich beiße mich nicht blind durch. Ich nehme mir Zeit. Ich bleibe sanft mit mir selbst, ohne mich dabei zu verlieren. Und das ist vielleicht die stärkste Form von Durchhalten, die es gibt.

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