Sonntagspost: Ein Abschied mit Pfotenabdruck im Herzen

Die Sonntagsposts möchte ich mir wirklich beibehalten.
Sonntag ist einfach ein guter Tag zum Reflektieren, Manifestieren und Planen – während man die Woche langsam ausklingen lässt und sich, im besten Fall, einen ruhigen, entspannten Tag gönnt. Muss auch mal sein.

Diese Woche hat mich emotional ganz schön durchgewirbelt.
Manch einer würde sagen: Selbst schuld – ich musste es ja in den letzten Posts gleich mehrfach „verschreien“, wie gut es mir zurzeit geht.

Diese Woche habe ich mich von einem Familienmitglied verabschieden müssen.
(Achtung – für manche mag das Folgende übertrieben oder seltsam wirken, weil es ja „nur“ ein Tier war. Aber für mich war es so viel mehr.)

Unser Familienhund – Wegbegleiter, Seelenfreund, stiller Held – hat sich nach 15 gemeinsamen Jahren auf den Weg über die Regenbogenbrücke gemacht.
Ins Hunde-Afterlife-Paradies, dorthin, wo alle guten Seelen irgendwann hingehen.
Und bis jetzt ist es für mich noch kaum greifbar.

Seit ich auf dieser Welt bin, kenne ich mein Leben nicht anders als mit vierbeinigen Gefährten an meiner Seite – in allen Größen, Farben und Persönlichkeiten.
Ehrlich gesagt kann – und will – ich mir mein Leben gar nicht ohne irgendeine Fellnase vorstellen.

Als ich damals, als Dorfkind mit Wiesenherz, in eine völlig andere Welt geworfen wurde – mitten hinein ins Stadtleben – war Timmy mein erster und einziger Freund.
Meine Eltern ließen sich scheiden, und ich ging als Einzige mit Mama mit.
Von heute auf morgen war ich plötzlich groß – als kleines Mädchen in einer völlig neuen Umgebung, mit fremden Menschen.
Und ohne meine tierischen Gefährten von früher, die wir zurücklassen mussten.

Für lange Zeit gab es also nur Timmy und mich.
(Und natürlich Mama – die sich mit ganzer Kraft von Job zu Job kämpfte, um uns über Wasser zu halten.)

Doch statt das Ganze als traurig oder schicksalsschwer zu betrachten, habe ich – wie so oft – meine Perspektive gedreht:
Ein neues Abenteuer begann. Mit Timmy an meiner Seite.

Ob beim ersten selbstgekochten Essen, beim Putzchaos, bei den Schulproblemen oder der ständigen Anpassung an das laute, unbekannte Stadtleben – Timmy war immer da.
Ein kleiner Schatten, der mich begleitete.
Ein aufmerksamer Zuhörer, der meine Gedanken kannte, bevor ich sie ausgesprochen hatte.
Meine inneren Kriege, meine Ängste und Sorgen – Dinge, die ich niemandem aufbürden wollte – waren unser gut gehütetes Geheimnis. Nur er und ich.

Auch in den dunkelsten Zeiten hat mich dieser kleine Pelzfreund nie verlassen.
Er hat mich nie bewertet, nie verurteilt – und mich mit seiner bloßen Nähe oft wieder aufgebaut, wenn ich kaum noch konnte.

Und auch dann, als ich irgendwann meinen eigenen Weg ging, meinen Platz im Leben fand und mein Seelenhund Luke an meiner Seite auftauchte – war Timmy noch da.
Auch wenn zwischen den beiden Vierbeinern eine Art Hassliebe herrschte, spüre ich heute, dass auch Luke einen Teil seiner Familie verloren hat.
Den mürrischen Opa, den er sich nicht ausgesucht hat – aber den er gebraucht hat, um zu dem Beschützer zu werden, der er heute ist.
Ein Lehrer, ein Gegenüber, ein stiller Mentor.
Sie hätten es nie zugegeben – doch Mama und ich wussten es immer: Die zwei waren ein Team. Eine vom Universum zusammengestellte Familie.

Mit den Jahren wurde Timmy ruhiger.
Er merkte wohl, dass er nun auch einfach sein durfte.
Hund sein, loslassen, atmen.
Dass jemand anderes da war, der mit auf uns aufpasste – und dass er sich ein Stück weit zurücklehnen durfte.

Warum gerade die liebevollsten und gutherzigsten Seelen oft nur so wenig Zeit auf dieser Welt verbringen dürfen, werde ich nie begreifen.
Zeit war schon immer ein Thema, das mich tief beschäftigt – und oft auch verunsichert.

Dass Timmy nun nicht mehr da ist, fühlt sich für mich so fern, so unwirklich an – weil ich wirklich geglaubt habe, er überlebt uns alle.
Ein kleines Alien mit dem Lebenswillen eines Löwen.
So oft dachte ich: Du schaffst alles, du bleibst einfach für immer.

Ich weiß noch, vor ein oder zwei Wochen, als Mama mir wieder erzählte, dass du mal wieder den Futterstreik ausgerufen hattest.
Wahrscheinlich wegen der Hitze. Oder einfach – wie so oft – eine deiner Eigenheiten.
Aber irgendetwas war anders.
Etwas in der Luft.
Etwas in mir.
Eine Vorahnung vielleicht.

Hätte ich dich noch einmal besuchen sollen?
Ich muss zugeben – ich habe dich mit der Zeit leider fast schon als selbstverständlich angesehen.
„Ach, Timmy hält sowieso ewig durch. Ich seh ihn beim nächsten Mama-Besuch ja wieder.“

Ich hätte dich einfach nochmal streicheln sollen –
auch wenn du als alter Herr vielleicht schon etwas mürrisch warst,
auch wenn du gern deine Ruhe hattest.
Ein letztes Mal dich in den Schoß nehmen.
Ein letztes Mal sagen: Danke, dass du da bist.

Ein kleines bisschen nagt das schlechte Gewissen.
Weil ich so oft Witze gemacht habe, gerade gegen Ende.
Weil ich geglaubt habe, du bleibst uns noch Jahre.
Weil du so oft wieder aufgestanden bist, wenn man es kaum noch für möglich hielt.
Du warst mein stiller Beweis:
Man muss nicht groß sein, nicht stark.
Ein Herz voller Wille reicht manchmal aus, um alles zu schaffen.

Ich bin dir so unendlich dankbar, dass du auch für Mama in den letzten Jahren der treue Begleiter warst, der du anfangs für mich warst.
Auch wenn es manchmal genervt hat – dein Schnarchen, dein Gemurre, dein Dickkopf – auf dich war immer Verlass.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du jetzt frei bist.
Frei von Schmerzen.
Frei von Last.
Und dass du es dir dort oben gutgehen lässt – mit dem besten Käse, zartestem Hühnerfleisch, endlosen Leckerlis und einem sonnigen Lieblingsplatz.

Danke, dass du 15 Jahre lang Teil unserer Familie warst.
Ein weiteres Mal der Beweis: Familie ist so viel mehr als Blut und Abstammung.
Es sind die Herzen, für die man sich entscheidet.
Die Verbindungen, die bleiben, wenn alles andere zerbricht.

Mach dir keine Sorgen um Mama. Luke und ich passen auf sie auf. Für dich.

Danke, dass ich für immer deine Pfotenabdrücke im Herzen tragen darf.
Lass uns, wenn es irgendwo ein nächstes Leben gibt, wiederfinden.

Flieg hoch und leuchte hell, du kleiner Engel.
Und liebe Grüße an alle dort oben.