Ein Montag voller Menschsein

Weil manchmal der wichtigste Schritt ist, die Seele wieder aufwachen zu lassen.
Manchmal merkt man nämlich erst im Rückblick, wie sehr man sich selbst vermisst hat.

Irgendwann in der letzten Zeit, ist mir aufgefallen,
dass ich mich wieder leise aus meinem eigenen Leben geschlichen habe.
Statt mitten drin zu stehen, war ich nur noch Beobachterin.
Als wären die Farben in mir in den Winterschlaf gefallen.
Aufstehen, essen, lernen, arbeiten, schlafen – immer das Gleiche.

Und obwohl ich all das jeden Tag getan habe, bin ich innerlich stehen geblieben.
Ein bisschen verloren, ein bisschen gelangweilt, ein bisschen frustriert. Vor allem aber: farblos.
Keine Kreativität. Keine Idee. Kein Funken Magie.
Nur dieses dumpfe Gefühl in mir, dass alles gerade ein bisschen zu grau ist.
Zu langweilig – zu monoton.

Vielleicht kennt ihr das auch. Dieses automatische Funktionieren.
Dieses „Ich passe mich kurz mal an, damit ich nicht aus der Reihe tanze“.
Und ehe man sich versieht, wacht man mitten im Hamsterrad auf –
obwohl man dachte, man hätte sich längst davon befreit.

Ich frage mich regelmäßig, wie ich eigentlich schon wieder ins nächste Labyrinth geraten bin –
und warum ich jedes Mal glaube, ich müsste sofort den Ausgang finden.
Der erste Gedanke ist „Wo ist der Ausweg – wie geht’s hier raus?“

Und was mir gerade auffällt:
Viele stecken genau in ähnlichen Phasen fest. Drehen sich genauso im Kreis wie ich.
Irgendwie müde. Irgendwie ohne klaren Plan. Irgendwie wartend auf „besser“.
Unzufrieden da, wo sie gerade sind.

Doch auch solche Phasen gehören dazu.
Sie sind nicht das Ende, sondern oft der Anfang von etwas Neuem.
Wir dürfen verloren sein, ohne uns zu verurteilen.
Dürfen hinfallen. Dürfen langsamer werden. Dürfen Zeit brauchen, um wieder aufzuwachen.

Heute fühle ich mich ein bisschen klarer. Noch nicht ganz munter, aber wachgerüttelt.
Ich taumle noch, aber ich bin wieder da.
Als würde mein inneres Licht langsam wieder den Weg nach außen finden.
Der Fiebertraum der letzten Wochen löst sich – Stück für Stück.

Ich glaube, genau das ist die Lektion: dem eigenen Tempo zu vertrauen.
Nicht jeden Tag die Welt festhalten müssen, nicht unaufhörlich Stärke zeigen.
Manchmal reicht ein einziger Atemzug, ein stiller Halt –
eine Pause ohne Schuldgefühl, ohne die leise Anklage im Herzen.
Kein Fallen, das bestraft werden muss, kein Loslassen, das erklärt werden soll.
Nur dieses einfache, stille Recht: Mensch zu sein.

Zwischen dem Grau wächst irgendwann wieder Farbe.
Zwischen Stillstand und Chaos erwacht ein neuer Funke.
Zwischen Müdigkeit und Ungeduld ein leiser Moment,
der uns zeigt, wie schön das Leben sein kann,
wenn wir es nicht auf Autopilot stellen.

Wie kleine Blumen im Sturm – nicht unverwüstlich, aber getragen von der Erinnerung,
dass in uns noch immer Farbe steckt.

Also:
Lass uns heute die kleinen Dinge sehen.
Den Kaffee, der gut riecht. Den Regen, der Geschichten erzählt.
Den winzigen Moment, in dem wir wieder ein Stück mehr wir selbst sind.

Wir leben schließlich alle zum ersten Mal.
Warum also sollten wir perfekt durch dieses Leben tanzen?
Wir dürfen stolpern. Wir dürfen neu anfangen. Wir dürfen anders sein.

Heute reicht es, wieder ein bisschen Farbe in mir zu spüren.
Und selbst wenn es nur ein winziger Funke ist – er reicht, um weiterzugehen.

Ein kleiner Schritt nach vorne. Nicht perfekt. Aber echt – ein stilles Zeichen dafür,
dass ich immer wieder meinen Weg finde.
Ein bisschen wackelig und doch voller Magie ✨