Ich bin nicht hier, um mich kaputt zu machen 🖤

Ich bin wütend.
Frustriert. Verzweifelt.
Ich könnte schreien und weinen zugleich.

Zwar würde ich sagen, dass ich zäh bin, belastbar, widerstandsfähig – aber tief in mir merke ich immer wieder, wie sehr mich dieser ständige Druck unglücklich macht.
Wie sehr er mich mental auslaugt.
Und wie mein Umfeld das mitträgt, obwohl niemand es so nennen will.

Diese Leute, die behaupten, sie bringen unter Druck ihre beste Leistung, Stress würde sie motivieren – ich halte das für absoluten Schwachsinn.
Stress ist kein Antrieb.
Er ist Gift.
Und auf Dauer wird er zur Sucht – einer, die sich gut tarnt, weil sie gesellschaftlich akzeptiert ist.

Arbeit ist nicht das Leben

Dann ist da dieser kollektive Druck, dieser gesellschaftliche Glaubenssatz:
„Arbeiten muss man halt, um Geld zu verdienen und sich das Leben leisten zu können.“
Ja, das weiß ich. Das wissen wir alle.
Aber Arbeit ist nicht das Leben.

Nur weil es „immer schon so war“, heißt das nicht, dass es richtig ist.
Ich will kein Opfer dieses Systems werden – nicht eine weitere, die sich selbst verliert, weil „das halt dazugehört“.
Mein Sinn des Lebens ist nicht zu funktionieren.
Nicht morgens aufzustehen, zu arbeiten, heimzukommen, zu essen, zu schlafen, und das Ganze dann wieder von vorn.
Dieser Teufelskreis, den viele „Normalität“ nennen – ich will das nicht.
Und – ganz ehrlich – niemand von uns muss das wollen.

Diese Leichtigkeit, die andere in mir sehen

Ich schenke anderen so viel Empathie.
Ich höre zu, verstehe, nehme Anteil, wenn sie erzählen, wie anstrengend alles ist, wie viel sie schaffen müssen, wie gestresst sie sind.
Und dann kommen diese halb witzigen, halb spitzen Bemerkungen:
„Du hast’s ja leicht.“
„Dein Leben ist ja nicht so stressig.“

Solche Aussagen sind leichtsinnig – und sie tun weh.
Sie entstehen aus Projektionen, Fantasien, Oberflächenbeobachtungen.
Aus dem, was Menschen sehen, hören oder sich zusammenreimen.
Als könnten sie von außen beurteilen, wie schwer oder leicht ein Leben ist.

Aber das können sie nicht.
Sie wissen nicht, wie viel Kraft es kostet, nicht zu jammern.
Wie viel Energie es braucht, immer wieder stark zu sein.
Und wie laut es im Inneren werden kann, wenn man immer die Starke sein soll.

Die Starke – und die Rebellin

Ich habe die Rolle der Zuverlässigen übernommen.
Die, die auffängt.
Die, die springt, wenn jemand ruft.
Die, die sich verbiegt, weil sie niemanden enttäuschen will.

Ich bin ein menschlicher Flummi, ein Spielball für mein Umfeld – fast schon eine Sklavin meines eigenen People Pleasing (also meines Bedürfnisses, es immer allen recht zu machen).
Und genau das macht mich wütend.
Weil ich spüre, wie sehr ich mich selbst darin verliere.
Wie schnell ich meine eigenen Grenzen übergehe.
Wie selbstverständlich es geworden ist, dass ich springe, ohne erst zu fragen, wohin.

Aber jetzt sage ich: Stopp.

Mein Kopf ruft Notfall-Stopp

Seit Wochen versuche ich, alles unter einen Hut zu bekommen.
Arbeit, Weiterbildung, Freundschaften, Haushalt – und dazwischen das Lernen für meine Prüfungen.
Ich versuche zu funktionieren, weil es „gut für die Zukunft“ ist, weil ich ja „investiere“.
Aber irgendwo dazwischen verliere ich mich.

Ich sitze über meinen Unterlagen, lese, schreibe, wiederhole – und nichts bleibt hängen.
Mein Kopf ist voll, mein Herz leer.
Ich merke, wie ich blockiere.
Wie ich mich selbst in diesen Zustand manövriert habe, in dem kein Gedanke mehr fließen kann.
Ich habe keinen Raum mehr in mir – nicht fürs Lernen, nicht fürs Durchatmen, nicht fürs Leben.

Und das macht mich wütend.
Weil ich keine Zeit mehr finde, Dinge zu tun, die mich nähren.
Weil ich alles für später aufschiebe – Freizeit, Freude, Leichtigkeit – damit ich jetzt „funktioniere“.
Aber irgendwann reicht es.
Mein Körper, mein Geist, mein Inneres – sie schreien alle: Stopp.

Und diesmal höre ich hin.
Nicht um aufzugeben.
Nicht um mich rauszureden.
Sondern um hinzuschauen.
Um zu akzeptieren, was ist.
Und um es zu verändern.

Ich schulde mir selbst dieselbe Empathie

Ich arbeite hart.
Ich bin eine gute Freundin, ein guter Mensch. Ich gebe mein Bestes.
Ich versuche, niemandem das Gefühl zu geben, dass ich schwach bin, dass ich kämpfe, dass ich vielleicht gerade an meine Grenzen stoße.
Ich will, dass die Menschen um mich herum sich wohlfühlen.
Aber in all dem verliere ich immer wieder mich selbst.

Ich vergesse, stehen zu bleiben.
Zurückzuschauen.
Zu sehen, wie weit ich schon gekommen bin.
Ich vergesse, mir selbst Anerkennung zu schenken für all das, was ich schon geschafft habe – für all die Kämpfe, die ich gewonnen habe, und die, die ich gerade noch kämpfe.

Ich darf mir Liebe und Respekt schenken, nicht nur anderen.
Ich darf stolz auf mich sein, weil ich weitermache.
Weil ich an mir arbeite, weil ich meinen eigenen Weg baue, auch wenn er unbequem ist.

Ich glaube an mich.
Ich sehe meine Zukunft klar vor mir.
Ich weiß, wohin ich will – und dass ich dorthin komme.
Und bei all dem trage ich noch immer mein gutes Herz in mir.

Ich bin nicht selbstverständlich

Andere dürfen das endlich sehen.
Dürfen merken, was für einen Unterschied ich mache, welchen Wert ich in ein Team, in eine Freundschaft, in ein Leben bringe.
Wie schön es ist, sich auf mich verlassen zu können – ohne, dass ich mich dafür selbst zerstöre.

Die Welt darf merken, dass ich da bin.
Und dass ich nicht selbstverständlich bin.

Die Zeit vergeht sowieso zu schnell.
Also darf ich mir auch selbst ein Stück davon nehmen.
Aber diesmal anders.

Schluss mit Druck. Schluss mit Vergleichen. Schluss mit einem Tempo, das nicht meins ist.
Nur weil andere rennen, heißt das nicht, dass ich muss.
Ich höre auf, mich an veralteten Standards festzuhalten – an Vorstellungen, wie man zu sein hat, was man schaffen sollte, wie man zu funktionieren hat.

Ich habe mich kurz selbst nicht mehr erkannt.
Und genau deshalb will ich mich jetzt wachrütteln.
Mich erinnern, wer ich wirklich bin.

Ich will ein Vorbild sein – zuerst für mich selbst,
und dann für alle, die sich in meinem Chaos, in meiner Wut, in meinen Eigenheiten wiederfinden.
Für alle, die sich durch mich gesehen fühlen, gehört, verstanden.

Ich bin, wie ich bin – und genau deswegen.

Kein schlechtes Gewissen mehr, weil ich mir nicht genug Druck mache.
Kein inneres Zureden mehr, weil ich Dinge nicht beim ersten Versuch perfekt schaffe.
Ich darf mehrere Anläufe brauchen. Ich darf Fehler machen. Ich darf mir Zeit nehmen.

Ich darf einfach Mensch sein.

Urteilen werden die anderen sowieso.
Also warum ihnen nicht neuen Gesprächsstoff geben – neue Dinge, über die sie reden, fantasieren, projizieren können?

Es ist Zeit, nicht mehr so streng mit mir zu sein.
Zeit, auf meine eigenen Ratschläge zu hören.
Zeit, mir selbst zuzuhören.

Und genau das tue ich jetzt.

„Wenn Worte Brücken oder Mauern bauen“

Manchmal sind es gar nicht die großen Ereignisse, die uns ins Stolpern bringen – sondern kleine Begegnungen, alte Trigger, die uns wie Spiegel vorgehalten werden. Genau das durfte ich diese Woche erleben. Und statt mich davon runterziehen zu lassen, habe ich gemerkt: Ich gehe heute anders damit um. Und genau darin liegt für mich der Zauber der Selbstheilung.

Lektionen, die immer wiederkommen

Ich glaube fest daran: Das Universum schickt uns so lange dieselbe Lektion, bis wir sie verstanden haben. Und manchmal kommen dieselben Prüfungen später nochmal – nicht, um uns zu ärgern, sondern um uns zu zeigen, dass wir gewachsen sind.

Dieses Mal ging es wieder um eines meiner „Lieblingsthemen“: Verantwortung übernehmen. Für die Rolle, die ich in meinem eigenen Leben spiele – aber auch für meinen Teil in den Geschichten anderer. Ehrlich zu meinen Worten und Taten zu stehen. Früher war das für mich schwierig: Ich habe oft zu schnell verziehen, zu viel runtergeschluckt, nur damit es anderen gut geht. Dabei habe ich meine eigenen Gefühle hintenangestellt. Aber meine Nase ist keine Tanzfläche, auf der jeder herumtanzen darf.

Und doch schreibe ich diesen Text heute nicht aus Frust oder Schmerz, sondern aus Stolz. Stolz auf die Fortschritte, die mir bewusst geworden sind. Manchmal darf man sich auch selbst die Schulter klopfen.

Ehrlichkeit als Grundpfeiler

Was mir klar geworden ist: Ich brauche Ehrlichkeit in meinen Beziehungen. Nicht nur dann, wenn alles schön ist, sondern gerade auch dann, wenn jemand mal im Unrecht ist. Mich triggert es, wenn ein Gespräch ins Verdrehte abgleitet – wenn Fehler abgestritten oder so hingebogen werden, dass plötzlich ich die „Überempfindliche“ bin. Dieses „den Spieß umdrehen“ nimmt nicht nur die Leichtigkeit aus der Verbindung, sondern auch das Vertrauen.

Denn wenn wir nicht ehrlich zu uns selbst sind, wie können wir es dann zueinander sein? Für mich ist genau das der Kern: In meinem engen Kreis möchte ich sagen dürfen, was ist – ohne Angst, dass meine Worte gegen mich verwendet werden. Ehrlichkeit ist keine Bedrohung, sondern die Basis, auf der Nähe wächst.

Gespräche, die Leichtigkeit bringen

Ich bin kein nachtragender Mensch, war ich noch nie. Vergeben fällt mir leicht, und ich höre mir vieles an. Aber dafür brauche ich das Gefühl, dass auch die andere Seite Verantwortung übernimmt. Denn ein ehrliches Gespräch kann so viele Falten glätten – vielleicht bringt es nicht sofort Friede-Freude-Eierkuchen, aber es schenkt Klarheit. Und Klarheit ist immer leichter zu tragen als dieses drückende Bauchgefühl, wenn Dinge unausgesprochen bleiben.

Grenzen neu setzen

Natürlich werde ich dabei immer wieder geprüft. Vor allem dann, wenn mein Gegenüber genau in diese Muster fällt: Fehler nicht eingestehen, die Schuld umschieben, sich selbst in die Opferrolle setzen. Früher habe ich mich dann kleiner gemacht, alles weggeschluckt, nur um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Heute sage ich mir: Nein. Das will ich nicht mehr.

Lieber bleibe ich alleine, als mich selbst unglücklich zu machen, nur damit Friede herrscht. Ich bin sensibel und verständnisvoll, ja – aber das heißt nicht, dass ich mich ausnutzen lassen oder zum Sündenbock machen muss.

Denn Fehler sind nicht das Problem. Jeder darf mal stolpern, jeder darf mal unfair sein, jeder darf mal einen schlechten Tag haben. Das eigentliche Problem entsteht erst, wenn wir so tun, als sei nichts gewesen. Wenn wir Verantwortung von uns wegschieben, verdrehen und manipulieren, statt einfach zu sagen: „Da lag ich falsch.“

Und genau deswegen habe ich für mich gelernt: Ich darf wählerischer sein. Ich darf strenger sein, wenn es darum geht, wen ich in meinen engeren Kreis lasse. Ich darf Nein sagen, Menschen loslassen und meine Energie bewusst schützen. Denn die, die bleiben sollen, bleiben von selbst.

Mein Fazit

Gefühle und Wahrnehmungen sind von Mensch zu Mensch verschieden – zum Glück, wie langweilig wäre es sonst. Aber eines bleibt immer gleich: Ohne Ehrlichkeit fehlt die Grundlage. Alles andere ist nur eine Fassade.

Am Ende des Tages geht es nicht darum, perfekt zu sein oder alles richtig zu machen. Es geht darum, hinzuschauen, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst treu zu bleiben. Denn wenn wir lernen, ehrlich mit uns selbst und anderen zu sein, erschaffen wir Verbindungen, die echt sind – und die uns auch dann tragen, wenn es mal stürmisch wird.

Reflexion zum August – Zwischen Chaos, Lernen und Neubeginn


In letzter Zeit habe ich oft das Gefühl, mitten im Chaos zu stehen.

Mein Alltag zieht mich in alle Richtungen, ich jongliere zwischen Erschöpfung, Gedankenfluten und einem Nervensystem, das manchmal kaum weiß, wo es Halt finden soll. Besonders abends, wenn ich im Bett liege, scheint mein Kopf unermüdlich zu rattern – Ideen, Emotionen, Erinnerungen, alles auf einmal. Ein lautes, chaotisches Orchester in meinem Inneren.

Und doch: genau dieses Chaos zwingt mich, innezuhalten und genauer hinzuschauen. Erfahrungsgemäß ist der Anfang immer das Schwerste – aber sobald ich mich auf einen Gedanken einlasse, finde ich Schritt für Schritt einen Weg.


Lektionen, die sich wiederholen

Es fühlt sich an, als ob das Universum mir immer wieder dieselben Prüfungen stellt. Situationen, die ich längst kennen sollte, begegnen mir erneut. Aber diesmal merke ich: mein Umgang damit ist anders. Früher haben mich ähnliche Trigger vollkommen überrollt. Heute bin ich zwar immer noch gefordert, aber ich erkenne, dass ich stärker geworden bin.

Vielleicht ist die eigentliche Lektion diesmal das Abgrenzen. Das Lernen, mich emotional nicht in jedem Sturm mitreißen zu lassen. Und doch spüre ich, wie mein Inneres manchmal orientierungslos wirkt, wie ich mich im Wirbel meiner Gefühle verliere.


Warum bin ich so?

Oft werde ich gefragt, warum ich so intensiv fühle, warum ich so viel denke. Eine Frage, die mich selbst lange beschäftigt hat. Vielleicht liegt der Ursprung in meiner Kindheit – in alten Wunden, die meine Wahrnehmung geprägt haben. In Erfahrungen, die mich vorsichtiger und zugleich sensibler gemacht haben.

Es sind die Narben, die ich trage – Erinnerungen an Zeiten von Schmerz, Enttäuschung und Verlust. Und doch: bei all dem habe ich nie mein eigentliches Ich verloren. Trotz Tränen, trotz Wut, trotz gebrochenem Herzen ist mein Kern derselbe geblieben. Mein Herz hat nie aufgehört, das Gute im Menschen zu suchen.

Ich weiß, viele würden sagen: „Irgendwann ist doch Schluss, irgendwann ist nichts mehr übrig.“ Aber genau das Gegenteil habe ich erlebt. Das Beständigste in meinem Leben war immer ich selbst. Vielleicht zu gutgläubig, vielleicht zu naiv – aber immer voller Licht und Hoffnung.


Ein Gefäß für die Emotionen anderer

Manchmal fühle ich mich wie ein Gefäß, das nicht nur meine eigenen Gefühle trägt, sondern auch die Last anderer. Ein schwarzes Loch, das Ballast aufsammelt. Ich sage mir oft: „Ich kann das tragen, also ist es nicht schlimm.“ Doch tief in mir weiß ich, dass auch ich Grenzen brauche.

Denn ja – ich habe verstanden, warum verletzte Menschen immer wieder zu mir finden. Ich bin für sie Licht, Sicherheit, Geborgenheit. Meine Energie ist selten, heilsam, authentisch. Aber genau deshalb muss ich lernen, meine Kraft zu schützen. Ich darf mich nicht selbst verbrennen, während ich für andere leuchte.


Ein neuer Blick auf Liebe und Begegnung

Und wenn die Liebe wieder zu mir findet – in welcher Form auch immer – dann wünsche ich mir, dass sie leise und behutsam kommt. Nicht fordernd, nicht ausnutzen wollend, sondern mit Geduld, Verständnis und echter Wärme. Menschen, die sich bewusst für mich entscheiden. Nicht, weil sie etwas brauchen, sondern weil sie einfach bei mir sein wollen.


Ein Neubeginn im September

Diese Gedanken sind meine verspätete Reflexion zum August. Ein Monat voller Chaos, aber auch voller Klarheit. Ein Monat, der mir gezeigt hat, was ich loslassen darf – und dass ich neu beginnen kann.

Der September soll mein Neustart sein: mit mehr Schutz für meine Energie, mit mehr Fokus auf das, was mich stärkt, und mit dem Mut, Altes endgültig loszulassen.

Denn egal wie laut das Chaos manchmal tobt – am Ende bin ich immer noch ich. Und das ist meine größte Stärke.

Mein kreatives Hobby: „Menschen malen, wie sie sein könnten – nicht wie sie sind“

Romantisieren.
Etwas – einen Zustand, eine Situation oder einen Menschen – in einem idealisierenden Licht erscheinen lassen. Verklären, schönfärben, schönreden oder einfach… schwärmen.

Oder wie ich es gerne nenne: die Gabe der Empathen, kreativen Köpfe und tapferen Optimisten.
Meine ganz besondere Superkraft (und oft auch mein größter Schwachpunkt).

Heute, bei meinem Sonntags-Detox, habe ich mich mal wieder mit genau diesem Thema beschäftigt. Ich bin nämlich (fast schon beruflich) spezialisiert auf das Gebiet des Romantisierens. Und wie bei jeder Superkraft, ist es auch bei mir eine Gabe, die gleichzeitig ein kleiner Fluch sein kann.

Die Sonnenseite des Romantisierens

Auf der positiven Seite liebe ich es, wie ich in jeder noch so unscheinbaren Situation die kleinen schönen Dinge entdecke. Wie ich mir durch genau diesen Blickwinkel in den schwierigsten Momenten noch Hoffnung, Motivation oder wenigstens einen klitzekleinen Funken Optimismus zaubern kann.
Es sind die kleinen Dinge im Leben, die oft die Waagschale in die eine oder andere Richtung bewegen. Und ich war schon immer die, die in allem noch das Gute fand. Irgendein Antrieb, der mich weitermachen lässt – immer.

Die Schattenseite – Wenn Romantisieren zur Illusion wird

Doch mit der Zeit habe ich auch die andere Seite dieser Fähigkeit kennengelernt. Besonders in den letzten Jahren habe ich mich immer öfter dabei erwischt, nicht nur Situationen, sondern auch Menschen zu romantisieren.
Heute habe ich mein aktuelles Umfeld betrachtet – Freundeskreis, Kollegen, Familie, aber auch Menschen, die einfach Teil meines Alltags sind – und mal bewusst hinterfragt, wo ich wieder zu sehr mit der Romantik-Brille unterwegs bin.

Ich habe mich an Situationen erinnert, in denen mich das Verhalten anderer getriggert hat. Wo ich mich über Missverständnisse oder Enttäuschungen geärgert habe. Und dabei wurde mir bewusst:
Oft liegt das gar nicht an den Menschen selbst, sondern daran, dass ich sie in meinem Kopf in ein Licht rücke, das so gar nicht (mehr) der Realität entspricht.

Wie viel von dem, was ich in anderen sehe, ist wirklich echt?
Ist der Typ, den ich so toll finde, wirklich dieser besondere Mensch? Oder wird er erst durch meine Vorstellungskraft zu dem, was ich mir wünsche?
Ist das Mädchen, das ich bewundere, wirklich so selbstbewusst und stark, oder male ich mir genau dieses Bild, weil ich es mir wünsche?

Ich habe immer schon viel zu hartnäckig das volle Potenzial in Menschen gesucht. Sehe oft nicht das, was sie gerade wirklich sind, sondern das, was sie sein könnten.
Und genau das kann frustrierend sein. Denn nicht jeder möchte oder kann sein eigenes Potenzial erkennen – und das darf man akzeptieren lernen. Es bringt nichts, wenn ich den Menschen ein Buch über ihren inneren Superhelden hinhalte, während sie sich nie trauen, über die Einleitung hinauszulesen.

Eine Grenze, die ich ziehen musste

Hier habe ich eine neue Grenze für mich definiert:
Ein Stopp-Schild, das mich daran erinnert, nicht jedem helfen zu müssen, nur weil ich sehe, was er/sie sein könnte.
Nur weil ich in Menschen etwas Besonderes sehe, heißt das nicht, dass sie es jemals sein werden – oder überhaupt sein wollen.

Das klingt im ersten Moment hart, ich weiß. Und vielleicht wird das den einen oder anderen triggern. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir solche Dinge auch mal aussprechen.
Nicht, um Menschen zu bewerten oder in Schubladen zu stecken. Sondern um bewusst zu machen: Jeder von uns hat dieses Potenzial in sich. Jeder hat diesen Funken, der zur Flamme werden kann.

Und ich wünsche es wirklich jedem, diesen Funken für sich zu entdecken. Ich liebe es, Menschen motiviert und begeistert zu sehen – mit leuchtenden Augen, wenn sie für etwas brennen. Aber ich habe auch gelernt: Es ist nicht meine Aufgabe, diese Flamme bei anderen zu entzünden, wenn sie selbst das Streichholz noch nicht mal in der Hand halten.

Romantisieren darf Platz haben – aber in gesundem Maß

Viele von uns klammern sich (vor allem in dunkleren Phasen) an dieses „Werkzeug“ des Romantisierens. Wir träumen uns Dinge schön, wir reden uns Situationen zurecht.
Grundsätzlich finde ich das auch gar nicht schlimm. Träumen ist wichtig. Sich Dinge schön reden, um Hoffnung zu finden – auch.

Aber mit dem Erwachsenwerden kommt eben auch die Verantwortung, zu wissen, wann man träumen darf und wann man sich mit der Realität auseinandersetzen muss.
Es geht – wie so oft – um das gesunde Maß. Um Balance.

Vielleicht bräuchten wir manchmal eine kleine Gebrauchsanweisung fürs Leben, mit all diesen Learnings, Grenzen und Reflexionen. Wer soll sich das bitte alles merken?
Aber: Als treuer Leser*in meines Blogs hast du zumindest einen Ort, an dem du immer wieder nachlesen kannst. Und wer weiß – vielleicht liest du diesen Text in einem Monat nochmal, aus einer ganz anderen Perspektive, und nimmst ganz neue Erkenntnisse mit.

Wir alle befinden uns in einem dauerhaften Prozess. Fehler machen gehört dazu. Manchmal müssen wir Dinge mehr als einmal falsch machen, bis wir daraus lernen. Und das ist okay.

Gedankenanstoß für eine neue Woche

Zum Abschluss möchte ich euch eine kleine Frage mitgeben – als Gedankenanstoß für die kommende Woche:
Lohnt sich das Ärgern über diese eine Person wirklich? Oder war das Resultat ohne den Schleier deiner Romantik-Brille von Anfang an klar?
Liegt es wirklich an dir, dass du immer auf die „falschen“ Leute triffst? Oder investierst du einfach (durch deinen Optimismus und dein Schön-Malen) zu viel Zeit darin, schwarz-weiße Menschen bunt zu färben?

Mit diesem vielleicht etwas harten, aber wichtigen Gedankengang verabschiede ich mich von dieser turbulenten Woche. Der August ist da, der Herbst klopft langsam an –
Und wenn das kein Zeichen für einen Neustart ist, den wir uns jederzeit selbst erlauben dürfen, dann weiß ich auch nicht.

Bin ich zu viel oder nur am falschen Ort?

Ich verliere mich. Schnell. Oft.
Nicht nur in Gedanken.
In Menschen.
In der Idee von Nähe. In diesem High, wenn sich Verbindung echt anfühlt. Zu echt vielleicht.

Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich das alles aufschreiben muss. Weil es sonst zu chaotisch wird da oben. Nicht schlimm-chaotisch, sondern dieses produktive Durcheinander, das nach Klarheit schreit.

Ich merke:
Meine größte Red Flag – und gleichzeitig meine schönste Stärke – ist es, mich zu verlieren.
In anderen.
In ihrem Strahlen. In ihrer Dunkelheit. In dem Wunsch, dazuzugehören, zu geben, zu fühlen.

Als ehemaliger People Pleaser in Reha-Modus, mitten in einem liebevollen, neuen Umfeld, wundert es mich fast nicht, dass gerade dieses Thema so laut wird.
Weil ich aufblühe – und gleichzeitig aufpassen muss, nicht zu verwelken.

Denn wisst ihr was?
Es ist nicht nur negativ, sich tief auf andere einzulassen. Im Gegenteil.
Ich glaube, es ist meine Superpower.
Ich kann Menschen spüren. Eintauchen. Tiefer graben.
Und genau deshalb schaffe ich echte, rohe Verbindungen.
Aber…
genau deshalb verliere ich mich auch schneller als mir lieb ist.

Früher war das anders – oder sagen wir: ungesünder.
Ich war voll dabei, alles zu geben. Immer.
Ich habe mich selbst vergessen, weil es sich besser angefühlt hat, gebraucht zu werden, als alleine zu sein.
Ich war so euphorisch über Nähe, dass ich mich darin aufgelöst habe.
Und ja – die Menschen, die ich damals anzog, waren oft genau die, die davon lebten.
Die mein „Ich mach alles für dich“ tranken wie Wasser.
Unersättlich.

Heute ist das anders.
Ich bin aufmerksamer. Wacher.
Ich reiße mich nicht mehr in kleine, besser verdauliche Stücke, nur damit andere nicht an mir ersticken.
Ich weiß, was ich zu geben habe.
Und wenn ich alleine essen muss – dann esse ich eben alleine. Mit Appetit.

Ich mache keine Kompromisse mehr, wenn sie mich selbst kosten.
Ich unterschreibe keine Verträge, in denen mein Selbstwert kleingedruckt steht.
Und ich wünsche mir, dass niemand von uns das mehr tut.

Wisst ihr, was ich gelernt habe?
Wie du mit dir selbst umgehst, zeigt der Welt, wie sie mit dir umgehen darf.
Alles beginnt bei dir.
Wenn du dich selbst klein machst, werden andere dich nicht größer sehen.
Der Respekt beginnt bei dir.

Aber Achtung: Verstehen ist keine Entschuldigung.
Empathie ist kein Freifahrtschein.

Nur weil ich Menschen verstehen kann, heißt das nicht, dass sie mich verletzen dürfen.
Verstehen ist nicht gleich Hinnehmen.

Und trotzdem nochmal kurz:
Dieses „sich verlieren“ – es ist verführerisch.
Fast wie ein Rausch.
Ich kenne das High, wenn du plötzlich fühlst, dass du bedeutest. Dass du da bist. Dass du funktionierst in einem sozialen System.

Aber dann stehst du da.
Mitten im Trubel.
Und irgendwas in dir flüstert: Wo bist du eigentlich geblieben?

Und genau dann ist es wichtig, sich zu erinnern:
Die richtigen Menschen brauchen keine Dauerverfügbarkeit.
Bei echten Verbindungen ist ein „Nein“ kein Weltuntergang.
Grenzen sind kein Angriff. Sie sind ein Zeichen von Respekt – dir selbst und anderen gegenüber.

Du darfst deine Freunde lieben.
Du darfst für sie da sein.
Und du darfst gleichzeitig einen Tag mit dir selbst verbringen, ohne dich zu erklären.

(Spoiler: Echte Freunde verstehen das.)

Balance ist keine Schande.
Kommunikation kein Luxus.
Und wenn die Waage mal kippt – egal in welche Richtung – solange du dich wieder findest, ist alles gut.

Ich bin so dankbar, dass ich das lernen darf.
Und noch dankbarer, dass ich inzwischen ein Umfeld habe, das mich nicht auffrisst, sondern dabei hilft, mich selbst zu behalten.