Für den Fall, dass wir uns wiederfinden

Manche Menschen beendet man nicht wirklich.
Nicht, weil man festhält, sondern weil etwas an ihnen zu wahr war, um einfach zu verschwinden.
Es gibt Verbindungen, die nicht enden — sie werden nur leiser, treten ein Stück zurück, warten irgendwo im Hintergrund, als würden sie darauf vertrauen, dass man eines Tages wieder hinsieht.

Ich habe nie verstanden, wie man so leicht mit Menschen abschließen kann.
Vielleicht bin ich dafür zu tief, zu verbunden mit dem, was einmal echt war.
Manchmal geht man weiter, weil das Leben nach vorne zieht und man selbst so tut, als sei alles gut.
Und doch bleibt da immer ein Teil, still und leise, der einfach sitzen bleibt.
Bereit, falls das Leben irgendwann flüstert: Vielleicht doch. Vielleicht jetzt.

Für immer dieser Was-wäre-wenn-Mensch in meinem Leben —
ein Fragezeichen, das sich weigert zu verblassen.
Eine Ballade über zwei Seelen,
die immer mehr waren als nur Freunde
und trotzdem nie ganz wussten, wohin mit diesem „Mehr“.

Ich weiß inzwischen, dass ich diese Gefühle für dich immer mit mir tragen werde.
Nicht laut, nicht täglich — eher wie ein Echo, das ab und zu aufleuchtet,
mal flüsternd, mal dröhnend,
nie ganz weg, nie ganz in Frieden.

Zwischen Wut, Sehnsucht, Verwirrung und dieser seltsamen Form von Zuhause
haben wir uns verloren.
Und seit du nicht mehr da bist, ist zwischen uns Stille —
und in mir ein Lärm aus Erinnerungen,
der manchmal sanft rauscht
und manchmal tosend brennt.

Von Fremden zu Freunden, zu besten Freunden
und irgendwie immer ein bisschen mehr —
nur um am Ende wieder Fremde zu werden.
Seltsam, wie jemand, der einmal ein Zuhause war,
plötzlich wieder eine Tür ist, durch die man nicht mehr tritt.

Manchmal frage ich mich, ob wir jemals eine echte Chance hatten,
oder ob wir zwei Seelen waren,
die dazu bestimmt sind, sich zu finden —
und sich trotzdem jedes Mal zu verlieren.
Nicht, weil wir schwach waren.
Sondern weil wir zu viel waren.
Zu intensiv, zu ehrlich, zu unverblümt, zu uns.

Feuer und Luft.
Schön, wild, gefährlich.
Zu leicht ein Sturm, zu schnell ein Brand.
Ein Gleichgewicht, das nie wirklich stand,
und trotzdem sind wir immer wieder hineingelaufen,
als müssten wir sehen, wie hell wir leuchten,
bevor wir wieder verglühen.

Ich konnte lange nicht einordnen, was du für mich warst.
Alles war Nebel, alles zu nah und zu viel.
Meine Naivität kollidierte mit deiner Sturheit,
dein Temperament traf meine Angst vor Lautstärke.
Du mit deinem Kopf.
Ich mit meinem Bauchgefühl.
Zwei Systeme, die sich nicht verstehen konnten —
und sich trotzdem magnetisch fanden.

Und manchmal glaube ich,
wir haben uns nicht zum ersten Mal begegnet.
Als hätten wir schon Leben geteilt,
Rollen getauscht,
uns verloren und wiedergefunden
über Zeiträume hinweg, die wir nicht erinnern können,
aber fühlen.

Vielleicht waren wir einmal alles füreinander,
und genau deshalb sind wir jetzt Möglichkeit statt Gewissheit.
Verbunden, verflucht, nicht fertig —
niemals ganz vorbei,
nur nie zur richtigen Zeit.

Ob wir uns in diesem Leben noch einmal finden sollen?
Ich weiß es nicht.
Mein Kopf sagt nein.
Mein Herz schweigt —
und genau darin liegt die Wahrheit.

Es gibt Tage, da vermisse ich dich so sehr,
dass die Luft stockt.
Und es gibt Tage, an denen bist du leises Hintergrundrauschen,
kaum spürbar,
aber nie ganz verschwunden.

Die Liste der Dinge, die ich dir noch sagen wollte, ist lang.
Und trotzdem fehlen mir manchmal die Worte,
als hätte ich Angst, etwas zu wecken,
das ich gerade erst schlafen gelegt habe.

In unserer Geschichte bleibt ein Lesezeichen.
Nicht, um zurückzukehren —
sondern weil manche Kapitel nachhallen,
selbst wenn die Seiten längst umgeblättert sind.

Ich schreibe das nicht, um festzuhalten,
und auch nicht, weil ich nicht loslassen kann.
Ich schreibe, weil manche Geschichten nicht einfach verschwinden,
nur weil man aufhört, sie laut zu erzählen.
Manche Verbindungen ruhen — sie sterben nicht.
Sie schlummern irgendwo zwischen Erinnerung und Möglichkeit,
leise, warm, wie eine Flamme, die kleiner geworden ist,
aber immer noch brennt.

Vielleicht war das unser Ende.
Vielleicht nur eine Pause.
Ich weiß es nicht,
und vielleicht muss ich es auch gerade nicht wissen.
Ich gehe weiter, so gut ich kann,
lasse die Zeit machen, was Zeit nun einmal macht.

Aber irgendwo in mir bleibt ein Platz —
nicht klammernd, nicht festhaltend,
nur offen.
Für den Fall, dass wir uns irgendwann wieder begegnen.

Und bis dahin
trägt mein Herz uns still ein Stück weiter.