Ich bin nicht hier, um mich kaputt zu machen 🖤

Ich bin wütend.
Frustriert. Verzweifelt.
Ich könnte schreien und weinen zugleich.

Zwar würde ich sagen, dass ich zäh bin, belastbar, widerstandsfähig – aber tief in mir merke ich immer wieder, wie sehr mich dieser ständige Druck unglücklich macht.
Wie sehr er mich mental auslaugt.
Und wie mein Umfeld das mitträgt, obwohl niemand es so nennen will.

Diese Leute, die behaupten, sie bringen unter Druck ihre beste Leistung, Stress würde sie motivieren – ich halte das für absoluten Schwachsinn.
Stress ist kein Antrieb.
Er ist Gift.
Und auf Dauer wird er zur Sucht – einer, die sich gut tarnt, weil sie gesellschaftlich akzeptiert ist.

Arbeit ist nicht das Leben

Dann ist da dieser kollektive Druck, dieser gesellschaftliche Glaubenssatz:
„Arbeiten muss man halt, um Geld zu verdienen und sich das Leben leisten zu können.“
Ja, das weiß ich. Das wissen wir alle.
Aber Arbeit ist nicht das Leben.

Nur weil es „immer schon so war“, heißt das nicht, dass es richtig ist.
Ich will kein Opfer dieses Systems werden – nicht eine weitere, die sich selbst verliert, weil „das halt dazugehört“.
Mein Sinn des Lebens ist nicht zu funktionieren.
Nicht morgens aufzustehen, zu arbeiten, heimzukommen, zu essen, zu schlafen, und das Ganze dann wieder von vorn.
Dieser Teufelskreis, den viele „Normalität“ nennen – ich will das nicht.
Und – ganz ehrlich – niemand von uns muss das wollen.

Diese Leichtigkeit, die andere in mir sehen

Ich schenke anderen so viel Empathie.
Ich höre zu, verstehe, nehme Anteil, wenn sie erzählen, wie anstrengend alles ist, wie viel sie schaffen müssen, wie gestresst sie sind.
Und dann kommen diese halb witzigen, halb spitzen Bemerkungen:
„Du hast’s ja leicht.“
„Dein Leben ist ja nicht so stressig.“

Solche Aussagen sind leichtsinnig – und sie tun weh.
Sie entstehen aus Projektionen, Fantasien, Oberflächenbeobachtungen.
Aus dem, was Menschen sehen, hören oder sich zusammenreimen.
Als könnten sie von außen beurteilen, wie schwer oder leicht ein Leben ist.

Aber das können sie nicht.
Sie wissen nicht, wie viel Kraft es kostet, nicht zu jammern.
Wie viel Energie es braucht, immer wieder stark zu sein.
Und wie laut es im Inneren werden kann, wenn man immer die Starke sein soll.

Die Starke – und die Rebellin

Ich habe die Rolle der Zuverlässigen übernommen.
Die, die auffängt.
Die, die springt, wenn jemand ruft.
Die, die sich verbiegt, weil sie niemanden enttäuschen will.

Ich bin ein menschlicher Flummi, ein Spielball für mein Umfeld – fast schon eine Sklavin meines eigenen People Pleasing (also meines Bedürfnisses, es immer allen recht zu machen).
Und genau das macht mich wütend.
Weil ich spüre, wie sehr ich mich selbst darin verliere.
Wie schnell ich meine eigenen Grenzen übergehe.
Wie selbstverständlich es geworden ist, dass ich springe, ohne erst zu fragen, wohin.

Aber jetzt sage ich: Stopp.

Mein Kopf ruft Notfall-Stopp

Seit Wochen versuche ich, alles unter einen Hut zu bekommen.
Arbeit, Weiterbildung, Freundschaften, Haushalt – und dazwischen das Lernen für meine Prüfungen.
Ich versuche zu funktionieren, weil es „gut für die Zukunft“ ist, weil ich ja „investiere“.
Aber irgendwo dazwischen verliere ich mich.

Ich sitze über meinen Unterlagen, lese, schreibe, wiederhole – und nichts bleibt hängen.
Mein Kopf ist voll, mein Herz leer.
Ich merke, wie ich blockiere.
Wie ich mich selbst in diesen Zustand manövriert habe, in dem kein Gedanke mehr fließen kann.
Ich habe keinen Raum mehr in mir – nicht fürs Lernen, nicht fürs Durchatmen, nicht fürs Leben.

Und das macht mich wütend.
Weil ich keine Zeit mehr finde, Dinge zu tun, die mich nähren.
Weil ich alles für später aufschiebe – Freizeit, Freude, Leichtigkeit – damit ich jetzt „funktioniere“.
Aber irgendwann reicht es.
Mein Körper, mein Geist, mein Inneres – sie schreien alle: Stopp.

Und diesmal höre ich hin.
Nicht um aufzugeben.
Nicht um mich rauszureden.
Sondern um hinzuschauen.
Um zu akzeptieren, was ist.
Und um es zu verändern.

Ich schulde mir selbst dieselbe Empathie

Ich arbeite hart.
Ich bin eine gute Freundin, ein guter Mensch. Ich gebe mein Bestes.
Ich versuche, niemandem das Gefühl zu geben, dass ich schwach bin, dass ich kämpfe, dass ich vielleicht gerade an meine Grenzen stoße.
Ich will, dass die Menschen um mich herum sich wohlfühlen.
Aber in all dem verliere ich immer wieder mich selbst.

Ich vergesse, stehen zu bleiben.
Zurückzuschauen.
Zu sehen, wie weit ich schon gekommen bin.
Ich vergesse, mir selbst Anerkennung zu schenken für all das, was ich schon geschafft habe – für all die Kämpfe, die ich gewonnen habe, und die, die ich gerade noch kämpfe.

Ich darf mir Liebe und Respekt schenken, nicht nur anderen.
Ich darf stolz auf mich sein, weil ich weitermache.
Weil ich an mir arbeite, weil ich meinen eigenen Weg baue, auch wenn er unbequem ist.

Ich glaube an mich.
Ich sehe meine Zukunft klar vor mir.
Ich weiß, wohin ich will – und dass ich dorthin komme.
Und bei all dem trage ich noch immer mein gutes Herz in mir.

Ich bin nicht selbstverständlich

Andere dürfen das endlich sehen.
Dürfen merken, was für einen Unterschied ich mache, welchen Wert ich in ein Team, in eine Freundschaft, in ein Leben bringe.
Wie schön es ist, sich auf mich verlassen zu können – ohne, dass ich mich dafür selbst zerstöre.

Die Welt darf merken, dass ich da bin.
Und dass ich nicht selbstverständlich bin.

Die Zeit vergeht sowieso zu schnell.
Also darf ich mir auch selbst ein Stück davon nehmen.
Aber diesmal anders.

Schluss mit Druck. Schluss mit Vergleichen. Schluss mit einem Tempo, das nicht meins ist.
Nur weil andere rennen, heißt das nicht, dass ich muss.
Ich höre auf, mich an veralteten Standards festzuhalten – an Vorstellungen, wie man zu sein hat, was man schaffen sollte, wie man zu funktionieren hat.

Ich habe mich kurz selbst nicht mehr erkannt.
Und genau deshalb will ich mich jetzt wachrütteln.
Mich erinnern, wer ich wirklich bin.

Ich will ein Vorbild sein – zuerst für mich selbst,
und dann für alle, die sich in meinem Chaos, in meiner Wut, in meinen Eigenheiten wiederfinden.
Für alle, die sich durch mich gesehen fühlen, gehört, verstanden.

Ich bin, wie ich bin – und genau deswegen.

Kein schlechtes Gewissen mehr, weil ich mir nicht genug Druck mache.
Kein inneres Zureden mehr, weil ich Dinge nicht beim ersten Versuch perfekt schaffe.
Ich darf mehrere Anläufe brauchen. Ich darf Fehler machen. Ich darf mir Zeit nehmen.

Ich darf einfach Mensch sein.

Urteilen werden die anderen sowieso.
Also warum ihnen nicht neuen Gesprächsstoff geben – neue Dinge, über die sie reden, fantasieren, projizieren können?

Es ist Zeit, nicht mehr so streng mit mir zu sein.
Zeit, auf meine eigenen Ratschläge zu hören.
Zeit, mir selbst zuzuhören.

Und genau das tue ich jetzt.