Ich schreibe diesen Text in erster Linie, um all das rauszulassen – in der Hoffnung, anschließend auch ein Stück davon loslassen zu können. Die letzte Woche war für mich unglaublich schwer. Es war Chaos in meinem Kopf, in meinem Körper, in meinem Umfeld. Und obwohl ich es ungern zugebe: ein Teil davon hing auch mit meinem Gefühl zusammen, von wichtigen Menschen in meinem Leben nicht gesehen oder beachtet zu werden.
Ich weiß, dass jeder seine eigenen Prioritäten, Verpflichtungen und stressigen Phasen hat. Aber trotzdem war da dieses Gefühl, beiseitegeschoben zu sein – und das hat mich einsam gemacht.
Der Druck, es allen recht zu machen
Seit Anfang der Woche ging es mir gesundheitlich überhaupt nicht gut. Mein Körper hat mir deutliche Signale geschickt, aber anstatt auf ihn zu hören, habe ich mich durchgekämpft. Schließlich „musste“ ich ja funktionieren. Gleichzeitig wuchs in mir der Druck: Was, wenn ich es nicht zu einer dieser Verpflichtungen schaffe, die man ungern absagt? – eine Angst, die meine Gesundheit noch mehr belastet hat.
Am Freitag hatte ich dann endlich frei – und prompt kam der finale Wink mit dem Zaunpfahl, endlich runterzufahren. Genau an dem Tag, an dem mein Körper eigentlich hätte regenerieren sollen. Am Samstag dann das nächste Kapitel: mein Körper hat komplett gestreikt. Ich lag da, mit der Hoffnung, es würde einfach irgendwie vorbeigehen, und gleichzeitig dem schlechten Gewissen, nicht schon wieder „schwach“ sein zu dürfen.
Meine Mama bat mich eindringlich, einfach mal einen Tag Pause einzulegen. Und zum ersten Mal habe ich auf sie gehört. Mit schlechtem Gewissen, ja – aber auch mit der Erkenntnis, dass mein Körper Ruhe verdient hat.
Ein Tag, der alles verändert hat
Am Sonntag stand eigentlich schon länger ein Ausflug in die Natur an. Ich war unsicher, ob ich das schaffen würde. Vorallem nach dieser turbulenten und herausfordernden Woche.
Mehrmals habe ich fast abgesagt, aus Angst, mein Immunsystem könnte wieder schlappmachen. Oder der Angst, dass mein schlechtes Gewissen mich zerfrisst. Aber dann bin ich doch gefahren.
Aus einer kleinen Wanderung wurde ein halber Tag in den Bergen. Mit vielen Pausen, tiefem Durchatmen und dem Gefühl, endlich mal runterzukommen. Und obwohl ich erschöpft war, habe ich diesen Tag nicht bereut. Zum ersten Mal seit Langem konnte mein Kopf abschalten. Die frische Luft, die Ruhe, das bewusste Gehen – all das hat mich daran erinnert, was mir wirklich fehlt: Zeit für mich.
Die Lektion dieser Woche
Das vielleicht Schwierigste war nicht die gesundheitlichen Rückschläge oder der Stress, sondern das schlechte Gewissen, das ich mir selbst gemacht habe. Die Angst, andere zu enttäuschen. Die Sorge, als egoistisch oder unzuverlässig dazustehen. Das ewige Gedankenkarussell: Wie reagieren die anderen wohl, wenn ich diesmal nicht für sie, sondern für mich da bin?
Doch nach diesem Tag in der Natur ist mir klar geworden:
Es macht mich nicht zu einer schlechten Freundin oder einem schlechten Menschen, wenn ich auf meine eigenen Grenzen höre. Es ist nicht meine Aufgabe, ständig auf Eierschalen zu tanzen, nur um anderen alles recht zu machen. Was wäre, wenn ich nur halb so viel Energie in mich selbst investieren würde, wie ich es ständig für andere tue – gerade für jene, die meine Gefühle oft gar nicht beachten?
Die Wahrheit ist: Niemand außer mir selbst wird dafür sorgen, dass es mir gut geht.
Und das bedeutet manchmal, nein zu sagen.
Es bedeutet, mir Zeit für mich zu nehmen.
Es bedeutet, dass ich meine Energie genauso wertvoll behandeln darf, wie ich es so oft für andere tue.
Manchmal bedeutet das auch, Entscheidungen zu fällen, die nicht allen recht werden. Nicht aus Trotz oder Egoismus, sondern aus Selbstfürsorge.
Die Reaktionen anderer Menschen sind nicht meine Verantwortung. Die Dinge, die sie in sich tragen, sind nicht meine Wunden zum Heilen.
Und nur, weil ich mir ständig alle Perspektiven anschaue, mich in jede Situation hineinversetze und Gefühle wahrnehme, die andere vielleicht gar nicht spüren, heißt das nicht, dass ich endlos alles aufsaugen muss, bis nichts mehr von mir selbst übrig bleibt.
Fazit
Ich habe diese Woche gelernt, dass Selbstfürsorge kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit. Und dass es unfair mir selbst gegenüber wäre, meine Gesundheit und mein Wohlbefinden immer hintenanzustellen, nur um Erwartungen zu erfüllen.
Mein Körper hat mir deutlich gesagt: Stopp. Nimm dir Zeit.
Und diesmal habe ich zugehört.