⭐ DEZEMBERKIND – Zwischen Dunkelheit und kleinen Lichtern

Der Dezember hat eine besondere Art, die Wahrheit zu enthüllen.
Er legt die Dinge frei, die man das restliche Jahr über tragen kann, ohne darüber zu stolpern.
In dieser Zeit wird mein Inneres lauter, ehrlicher, roher.
Darum schreibe ich heute.

Es passiert jedes Jahr leise, fast heimlich:
Plötzlich ist es Dezember.
Und ich merke wieder, wie schwer dieser Monat für mich ist.
Wie sehr ich kämpfe, einfach nur durchzukommen.
Wie ich glaube, ich könnte mich verstecken – vor mir selbst, vor meinen Erinnerungen,
vor dieser Jahreszeit, die mehr aufwühlt, als sie schenkt.

Ich habe alles probiert: Ablenkung, Offenheit, Schweigen, Rückzug.
Und wenn ich könnte, würde ich mir für den Dezember eine kleine Hütte in den Bergen mieten,
mein Handy ausschalten und verschwinden.
Nur für ein paar Wochen. Nur um wieder Luft zu holen.

Denn im Dezember bin ich immer ein bisschen „mehr“.
Mehr Gefühl, mehr Angst, mehr Schmerz.
Mehr Wellen, weniger Ufer.
Ich werde lauter in mir und leiser nach außen.
Und manchmal bin ich mir selbst kaum einzuholen.

Das Schlimme an tiefer Selbstreflektion ist,
dass man den Ursprung kennt.
Die Muster versteht. Die Wunden benennen kann.
Und trotzdem jedes Jahr dabei zusehen muss, wie man erneut bricht.
Erste-Reihe-Sitzplätze für die eigene Dezember-Show.

Ich weiß, ich bin nicht allein damit.
Weihnachten ist für viele die einsamste Zeit des Jahres.
Eine Zeit, in der man an Familien erinnert wird, die man nicht hat.
An Zusammenhalt, nach dem man sich sehnt.
An Türen, die sich niemals für einen öffnen werden.

Und trotzdem fühle ich mich schuldig,
weil ich zwei Seelen an meiner Seite habe, die mich lieben:
meine Mama, mein Zuhause im Sturm –
und meinen Hund, der mein Herz jeden Tag an die frische Luft führt und mich antreibt weiter zu gehen.

Darf es mir dann überhaupt schlecht gehen?

Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal geantwortet:
Ja.
Liebe schließt Schmerz nicht aus.
Nähe hebt Einsamkeit nicht immer auf.
Manchmal existieren beide nebeneinander,
wie Schatten und Kerzenlicht.

Und so schwer dieser Monat für mich ist,
zeigt er mir doch immer wieder kleine Funken Wärme.
Nicht viele – aber genug, um mich am Boden zu halten.
Kaminknistern fürs schwere Herz.

Zum Beispiel Luke. Mein beste Freund. Mein leiser Held.

Mein Seelenhund, der mich anstupst, wenn ich „zu lange“ weine.
Der meine Nähe sucht und mich ansieht –
fast so, als würde er prüfen, ob alles noch in Ordnung ist.
Der auf mich wartet, nach jedem geschafften Tag, an dem ich „funktionieren“ muss
– nach Arbeit, nach Terminen, nach all den Rollen, die ich erfüllen soll.
Er ist da, bereit, sich neben mich auf die Couch zu legen, einfach zu atmen, runterzukommen.
Stolz auf mich, weil ich einen weiteren Tag geschafft habe.
Er begleitet mich auf kleine Abenteuer, schenkt mir Liebe ohne Bedingungen.
Er erinnert mich daran, dass Liebe auch im Dezember existiert –
und dass auch ich geliebt werde.

Und dann ist da meine Mama
mein beständiges Zuhause, selbst in der kältesten Jahreszeit.
Meine beste Freundin.

Die Frau, die jedes Jahr ein bisschen mehr versucht, mir den Schmerz aus der Weihnachtszeit zu nehmen.
Die doppelt so oft nachfragt, ob alles gut ist.
Die sofort spürt, wenn es mir nicht gut geht – auch wenn ich es hinter Lächeln oder Alltag verstecke.
Die mich hält und aushält. Und liebt, ohne Stopp-Schild.
Die mir Raum gibt, wenn mein Glas überläuft.
Und mich wieder aufstellt, wenn ich am Boden liege.

Spielabende, Bummeln, Spaziergänge.
Zweisamkeit, die mich erdet.
Und manchmal wird mir bewusst, dass ich kein Zufallskind bin.
Dass ich diese beiden Seelen – meine Mama und meinen Hund – nicht einfach so bekommen habe.
Vielleicht sind sie meine Sterne in dieser dunklen Jahreszeit.
Erinnerungen daran, dass mein Weg zwar kein leichter ist,
ich aber trotzdem richtig bin.
Dass ich die Liebe verdiene, die ich sonst immer nur hinausgebe.

Vielleicht spüre ich ihre Liebe so intensiv,
weil sie der Gegenpol zu allem ist, was mir fehlt.
Weil sie die Lücken nicht schließen, aber erträglicher machen.

Doch Dezember bedeutet für mich auch die Trauer um eine Familie, die noch lebt.
Eine stille Trauer, die niemand sieht.
Ein Loslassen, das mehr wehtut als Festhalten –
weil Festhalten irgendwann nur noch schneidet.

Ich habe keine Großeltern, zu denen ich fahren könnte.
Keine Geschwister, die mich je wirklich wollten.
Einen Vater, der nie wirklich einer war – und nie einer sein wird.
Und Verwandte, für die ich immer nur „dabei“ war, aber nie „dazugehörte“.

Umso schwerer ist es, wenn um mich herum Menschen über Stress klagen.
Über Essenspläne, Geschenke, Termine. Darüber, dass die Familie nervt.
Sie sehen nicht, wie wertvoll das alles ist.
Wie sehr es ein Geschenk ist,
Menschen zu haben, die bleiben.

Trotzdem glaube ich daran, dass auch meine Schatten irgendwann weich werden dürfen.
Dass Heilung nicht linear ist, aber möglich.
Dass Licht immer wieder seinen Weg findet – selbst in den härtesten Monaten.

Schade eigentlich, dass ich als Dezemberkind diesen Monat nie ganz feiern konnte.
Vielleicht wird er auch nie mein Lieblingsmonat sein.
Aber jedes Jahr fürchte ich ihn ein kleines bisschen weniger.

Dieses Jahr war anders.
Leiser. Ehrlicher.
Vielleicht ist genau das der Anfang, auf den ich so lange gewartet habe –
der Mut, mich nicht mehr zu verstecken, auch wenn das bedeutet, einsam zu sein.

Vielleicht ist das hier der erste Dezember,
in dem ich nicht nur kämpfe und überlebe,
sondern auch zuhöre — mir selbst.
In dem ich mich ein Stück weit öffne, ohne performen zu müssen.
Ein Dezember, der mich nicht bricht, sondern mich erinnert,
dass auch in mir ein Licht brennt – selbst wenn es manchmal klein ist.

❄️Durch den Dezember – meine Jahresinventur“

1. Dezember 2025.
Der letzte Monat des Jahres klopft an – und irgendwie fühlt es sich an wie der leise Gong zum Final Countdown.

Um mich herum sehe ich, wie bei vielen der Stress jetzt erst richtig an Fahrt gewinnt. All die Dinge, die noch erledigt werden müssten. All die Wünsche, die irgendwo zwischen Alltag, Müdigkeit und „Vielleicht später“ hängen geblieben sind.
Wieder mal nicht genug Zeit mit Familie, Freunden oder dem eigenen Herzen verbracht. Den Urlaub aufgeschoben, mehr gearbeitet, sich dann über genau dieses Mehrarbeiten geärgert. Zu selten draußen gewesen. Zu selten auf sich selbst gehört. Zu selten wirklich gelebt.
Und manchmal fühlt es sich so an, als würde alles beim Alten bleiben – schon wieder.

Ich glaube, dieses Hamsterrad-Gefühl kennen wir alle. Dieses berühmte „morgen“, dann „nächste Woche“, spätestens „nächsten Monat“. Bis man irgendwann blinzelt – und aus Monaten wird ein ganzes Jahr.

Auch ich ertappe mich immer wieder dabei. Und jedes Mal muss ich mich daran erinnern, dass wir dieses Leben nur ein einziges Mal geschenkt bekommen. Und dass die Zeit auf niemanden wartet.

Deshalb frage ich mich heute – noch bevor ich an 2026 denke –, wo ich gerade wirklich stehe. Ich schaue auf die letzten Monate zurück, als würde ich einen kleinen Kreis um mich ziehen, um erst einmal wahrzunehmen, was da ist, bevor ich weitergehe.

Ich möchte mindestens drei positive Dinge finden, die 2025 mir gebracht hat – und ihnen bewusst Raum geben.
Mir vor Augen halten, welche Menschen mir dieses Jahr gutgetan haben, wer mich unterstützt hat, auf welche Weise auch immer.
Was ich gelernt und ausprobiert habe.
Wie ich mich verändert habe – welche Gewohnheiten ich gehen ließ und welche bleiben dürfen.
Wer mir Energie geraubt hat. Was mich enttäuscht hat. Wo meine Stolperstellen lagen.
Und genauso: Welche kleinen und großen Erfolge ich mir eigentlich viel öfter selbst auf die Schulter klopfen sollte.

Und dann, ganz zum Schluss:
Wofür war ich dieses Jahr wirklich dankbar?

Diese Fragen begleiten mich heute – wie ein persönlicher Jahreskreis, den ich schließe. Gerade mir, der sensiblen, leicht chaotischen Seele, hilft es, klar zu sehen, wo ich stehe. Nur so kann ich ehrliche und realistische Ziele für meine Zukunft setzen. Und mich daran erinnern, was ich schon alles geschafft habe. Das ist mein kleiner, persönlicher Motivationszauber.

Ich habe inzwischen verstanden, dass vieles in mein Leben kommt, wenn es an der Zeit ist. Dass nicht jeder Plan aufgeht – und genau das trotzdem richtig sein kann. Ziele und Träume sind meine Wegweiser, kein starres Drehbuch.

Deshalb setze ich mir fürs neue Jahr keine Erwartungen, die ich schon jahrelang vor mir herschiebe. Stattdessen setze ich Impulse. Kleine Botschaften ans Universum. Ich visualisiere mein 2026, vielleicht auf einem Visionboard, und lege es vertrauensvoll in die Hände der Zukunft.
Alles, was für mich bestimmt ist, wird mich finden.
Alles, was mich nicht mehr weiterbringt, darf mich loslassen.

Und ja, manchmal werde ich dafür belächelt. Manchmal mit spöttischen Kommentaren. Aber ich werde nicht aufhören, ich zu sein. Und ganz sicher werde ich nicht aufhören zu träumen. Mein Herz führt mich – selbst durch finstere Wege –, und bisher hat es mich immer wieder an schöne Orte gebracht.
Ich glaube fest daran: Was wir ins Universum schicken, kommt irgendwann zurück.

Mit diesen Gedanken starte ich in diesen Dezember. Vielleicht inspiriert er ja auch dich, ein bisschen zu reflektieren, zu manifestieren oder einfach nur bewusst zu atmen.
Ich möchte in diesem Monat wieder mehr schreiben – mein letzter Wunsch an mich selbst für dieses Jahr.
31 Tage, um aus 2025 noch das Schönste herauszuholen. Für mich. Für euch. Für uns alle.

Ich weiß wohin ich will — und trotzdem zieht es mich kurz zurück.

Ich schreibe, weil Veränderung manchmal im Stillen beginnt
und ich mir selbst dabei zuhören will, wie ich werde.
Nicht aus Verlust, sondern aus Reife.
Nicht, weil ich zerfalle — sondern weil ich mich neu zusammensetze.

Manche Gefühle tragen Schatten, manche Licht,
und oft weiß ich erst später, welches welches war.
Aber ich lerne, dass Wachstum beides braucht:
Zartheit und Klarheit, Mut und Zögern, Mondlicht und den Mut,
am nächsten Morgen aufzustehen.

Das hier ist kein Drama und kein Märchen.
Es ist ein Moment. Ein Zwischenraum, in dem alte Wunden atmen dürfen,
damit neue Haut Platz hat, zu entstehen.

Ich teile das nicht, weil ich mich verliere, sondern weil ich mich finde —
geduldig, schichtweise, mit dem Wissen, dass Heilung nicht laut sein muss, um echt zu sein.

Bevor du weiterliest: Ich breche hier nicht — ich bewege mich.
Ich lerne in Echtzeit, Veränderung ist manchmal laut und manchmal leise – aber immer ehrlich.

Das ist kein Drama, sondern Entwicklung.
Und ich nehme dich mit, in diesen Zwischenraum, wo Mut und Zweifel gleichzeitig atmen.

Ich hatte so eine Angst davor, mich darauf einzulassen.
Du warst wirklich einer von den Menschen, die ich am liebsten um mich hatte.
Es war so einfach und unkompliziert.
Ich habe dein Dasein einfach genossen und nie hinterfragt.

Und plötzlich fällt es mir schwer, dich überhaupt anzuschauen.
Im selben Raum zu sein, macht mich nervös und verwirrt,
und ich verstehe nicht, wieso.

Du kennst mich auf eine Weise, wie es nur sehr wenige tun.
Manchmal frage ich mich, ob es richtig war, mich so zu zeigen.
So, wie ich bin, wenn ich niemanden schützen will — auch nicht mich selbst.

Ich habe solche Angst davor, was passieren könnte.
So große Angst, dass ich es gar nicht erst versuchen will. Dass ich mich nicht darauf einlassen kann.
Beim letzten Mal hat es mich so gebrochen, dass ich ehrlich glaube,
ich würde es nicht noch einmal überstehen.

Ich bin wütend auf dich, weil du es aussprechen musstest. So wütend.
Warum konnten wir nicht einfach weitermachen wie davor?
Ich weiß nicht, ob du etwas zerstört hast oder nur eine Tür geöffnet hast, vor der wir beide längst standen,
blind für das, was dahinter wartete.

Ich hasse dich dafür – weil ich dich eigentlich gar nicht hasse.
Und weil du mir immer noch das Gefühl gibst, dass du wartest. Dass ich Zeit habe.

Wie kannst du immer noch warten? Worauf genau?
Und was, wenn es wieder nicht gut endet — was bleibt dann zurück?

Ich weiß, dass ich dir nicht das geben kann, was du dir für deine Zukunft wünschst.
Und vielleicht kannst du mir auch nicht dorthin folgen, wo ich mit mir weitergehe —
nicht ohne dich zu verbiegen und nicht ohne dich von dir selbst zu entfernen.
Und ich will dafür kein kurzes Glück eintauschen, keinen sanften Vorgeschmack auf etwas Schönes,
nur um später schwerer zu fallen, als wir am Anfang leicht waren.

Ich hasse mich dafür – ein bisschen mehr jedes Mal.

Ich kann einfach nicht abschließen mit uns. Mit dir.
Ich komme immer wieder zurück.
Und jedes Mal ärgere ich mich darüber, dass wir uns nicht einfach loslassen können.
Wie stur kann man sein, wie verbissen, wie naiv?

Wir wissen beide, wie sehr wir uns triggern können
und wie schnell alles aus dem Ruder laufen kann.
Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass du dir immer wieder Mühe gibst,
immer wieder weitermachst – und deswegen gebe ich auch nicht auf,
obwohl ich so gerne weglaufen würde.

Wir sind so verschieden in so vielem, in unserer Art, in unserer Welt.
Und trotzdem zieht es uns immer wieder zueinander.

Ich bin wütend, dass du mir Zeit gibst und mich warten lässt.
Dass von dir nichts kommt und ich mich fühle wie der Idiot,
der alte Wunden immer wieder aufreißt.

Ich hasse, wie gut du mir trotzdem getan hast.
Und gleichzeitig weiß ich, wie schwer es mit dir ist —
und wie schwer es manchmal auch mit mir ist.

Ich weiß nicht, ob es jemals einfach sein wird.
Ob wir jemals nicht arbeiten müssten.
Ob einem von uns irgendwann die Kraft ausgeht – und wem zuerst.

Ich hasse die Seiten, die du in mir hervorholst.
Dinge, die ich gut versteckt und weggesperrt habe.

Du stellst alles infrage, was ich von mir zeige und was ich mir seit Jahren selbst einrede.

Und trotzdem bist du geblieben. Wir beide sind geblieben.
Normalerweise bin ich am Ende alleine in solchen Geschichten.
Wir sprechen nicht mehr, und doch hält etwas in uns noch fest — leise, aber spürbar.

Ich weiß nicht, ob das ein kranker Witz ist, eine Prüfung oder eine verpasste Chance.
Ich weiß einfach nichts, wenn wir zwei zusammen sind.

Und das macht mir Angst.
Das macht mich wütend.

Es fühlt sich neu an und gleichzeitig vertraut –
wie ein Film, den ich schon gesehen habe, ein Buch, das ich schon gelesen habe.

Und ich kann nicht herausfinden, was das bedeutet.

Es ist, als würdest du mir die Augen schließen und ich fürchte mich vor der Dunkelheit –
und fühle mich trotzdem so gesehen wie selten im Leben.

Ich weiß nicht, ob wir füreinander richtig sind oder uns nur in unserer Vergangenheit spiegeln.
Ob uns etwas Toxisches anzieht und wir diesmal selbst entscheiden müssen,
ob wir den Weg erneut gehen oder endlich weitergehen.

Und am meisten hasse ich, dass ich mir immer wieder wünsche, dass es nicht so ist.
Dass nichts davon negativ ist und dass es diesmal gut wird.
Dass wir richtig sind.
Dass wir zueinander gehören.

Ich hasse die Ungewissheit.
Den Nebel in mir, der mich nichts klar sehen lässt.
Chaos in meinem Kopf und keine Ahnung, wie ich das wieder ordnen soll.

Ich fühle mich, als wäre ich genau das geworden, was mich einmal zerstört hat – eine rote Flagge.
Ich bin jetzt die Böse.

Ich hasse, dass ich dich vermutlich immer mit mir tragen werde. Dass es nie ganz vorbei sein wird.
Dass ich mich immer fragen werde,
was gewesen wäre, wenn wir es einfach versucht hätten.

Ich hasse es, weil ich Ruhe und Sicherheit suche –
und du der Sturm bist, der alles davon fortbläst.

Vielleicht muss ich gar nicht alles sofort verstehen oder abschließen.
Vielleicht geht es gerade darum, dass ich mich neu kennenlerne, dort, wo früher Mauern waren und jetzt ein vorsichtiges Flimmern von Mut entsteht.
Manche Gefühle bleiben in uns, nicht weil wir sie festhalten,
sondern weil sie uns verändern — leise, Schicht für Schicht,

Vielleicht darf Angst hier sein – nicht als Warnung, sondern als Einladung.
Ein leises Zittern vor dem Unbekannten, das nicht droht, sondern Neues öffnet.
Ich muss mich nicht dafür schämen, vorsichtig zu sein. Vorsicht bedeutet nicht Schwäche.
Manchmal bedeutet sie Liebe. Für das, was war. Und für das, was jetzt in mir wächst.

Ich trage das nicht als Last, sondern als Anfang.
Als Erinnerung daran, dass ich fühlen kann, tief und unbeholfen und echt.
Und während ich weiteratme, heilt etwas in mir, ohne Eile, ohne Druck —
ich lerne mich neu kennen an den Stellen, die lange leise waren.

Vielleicht ist das genug: weitergehen, ohne zu greifen, ohne wegzustoßen,
einfach Schritt für Schritt zurück in mich hinein.
Manche Geschichten müssen nicht abgeschlossen sein, um Frieden zu finden.
Manche Dinge in uns dürfen bleiben, bis sie weich werden,
bis sie keinen Schmerz mehr brauchen, um wahr zu sein.

Und wenn das Alte irgendwann leicht wird, werde ich wissen, dass das Zittern nie Angst war,
sondern der erste Atemzug von Freiheit.

Und irgendwann wurde mein Körper wieder Heimat

Vom Hungern, vom Lernen, vom Heilen.

🌱 Triggerhinweis:
In diesem Text geht es um Essstörungen, Körperbild, familiäre Themen und mentale Gesundheit.
Lies bitte achtsam – nur so, wie es sich für dich gut anfühlt.
Wenn du merkst, dass etwas in dir anklopft: atme, pausiere, komm später zurück.
Du bist wichtiger als jeder Text.

Da ich mir inzwischen mein zweites Standbein immer stabiler aufbaue und mich auf diesem Weg immer wohler und sicherer fühle, möchte ich heute zurück an den Ursprung gehen. Denn bevor ich erzählen kann, wie ich hierher gekommen bin, muss ich erzählen, wo alles begann.
Das hier ist meine Geschichte. Meine Reise mit Essstörungen – und mit mir selbst.

Ich möchte die transparenteste und authentischste Version von mir zeigen. Nicht, weil es leicht ist, darüber zu sprechen, sondern weil es ehrlich ist. Und weil es wichtig ist, zu verstehen, warum ich heute tue, was ich tue und warum ich meine Arbeit so gestalte, wie ich sie gestalte. Ernährung war immer ein Thema in meinem Leben, ohne dass ich es wirklich bewusst wahrgenommen hätte. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich einmal beruflich damit zu tun haben würde – aber rückblickend ergibt es fast erschreckend viel Sinn.

Meine Beziehung zum Essen war nie einfach und nie geradlinig. Sie hatte keine klaren Startpunkte, eher Schatten, die sich langsam in mein Leben webten. Als Kind war ich „hacklig“, wie man bei uns sagt – vorsichtig mit Neuem, skeptisch gegenüber unbekannten Lebensmitteln. Zum Glück war meine Mutter jemand, der mich nie zwang, den Teller zu leeren oder etwas zu essen, das ich nicht wollte. Dafür bin ich ihr bis heute dankbar. Denn intuitives Essen beginnt dort, wo Druck endet. Und zumindest am Anfang gab es diese Freiheit.

Zu Hause gab es wenig gemeinsame Mahlzeiten am Tisch. Alltag, Stress, jeder für sich. Niemand kontrollierte, ob oder was ich aß. Ich hätte mich theoretisch von Süßigkeiten ernähren können und es wäre niemandem aufgefallen. Und doch aß ich damals „normal“, soweit man das sagen kann, wenn Normalität bei jedem anders aussieht.

Der erste Moment, der sich tief eingebrannt hat, sitzt allerdings am Küchentisch in unserem alten Haus. Und nein – es ging nicht um Essen an sich, sondern um einen Blick. Mein Vater ist Alkoholiker. Ich erinnere mich daran, beim Frühstück zu sitzen und von seinen leeren, kalten Augen fixiert zu werden. Ein Blick, der mich gleichzeitig erstarren ließ und verschluckte. Ein Gefühl von Bedrohung, das ich damals nicht verstand, aber das sich still in mir festsetzte.
Damals wusste ich nicht, was genau ich in diesem Blick sah – nur, dass dahinter etwas Dunkles lauerte. Etwas, das spürte, dass in mir etwas war, das Licht trug. Und manchmal glaube ich, es war genau dieses Licht, das dieser Blick ersticken wollte. Aber diese Geschichte ruht noch – und bekommt ihren Raum an einem anderen Tag.

Meine Mutter arbeitete viel, ich war viel allein, Essen verschwand aus meinem Alltag. Ich spürte keinen Hunger mehr. Vorkochtes Essen landete im Müll. Und theoretisch hätte sich das irgendwann in emotionales Essen verwandeln können, aber das tat es nicht. Ein Grund dafür war meine Schwester. Ihre Kommentare über Körper, „Problemzonen“ und „Schwabbeln“ begleiteten mich täglich. Heute weiß ich, dass das viel über ihre eigene Unsicherheit sagte und wenig über mich. Ich habe ihr verziehen, aber geprägt hat es mich trotzdem.
Worte können zu inneren Spiegeln werden – und manchmal halten sie ein Bild fest, das nie wirklich existiert hat. Bis heute gibt es Tage, an denen ich im Spiegel nicht meinen Körper sehe, sondern den, den sie damals kritisierte. Zu breite Oberschenkel, selbst wenn sie schmal sind. Ein verzerrtes Echo, das sich leise hält, aber bleibt. Bodydysmorphia hat ihre Wurzeln dort geschlagen – tief, still, und hartnäckig.

Ich wollte essen, aber ich hatte Schuldgefühle. Ich wollte zunehmen, aber ich hatte Angst. Und so rutschte ich in den nächsten Abschnitt: Binge-Episoden, Schuld, Erbrechen. Mahlzeit für Mahlzeit. Finger im Hals. Ein Wechsel aus Hunger, Scham und Verzweiflung. Bis zu jener Klassenfahrt, an der ich auf der Toilette ertappt wurde. Bis Gelächter und abfällige Worte durch die Tür drangen. „Wie ekelhaft.“ „Was für ein Freak.“ Nicht ein einziger Mensch sah, dass ich Hilfe brauchte.

Dann kamen Social Media, Idealbilder, vermeintliche Gesundheits-Trends, „Eat clean“, „Balance“, aber nur unter Bedingungen. Ein krankes System, verkleidet als Lifestyle. Und irgendwann kam jemand in mein Leben, der zunächst Freiheit brachte: Genuss, neue Lebensmittel, ein Gefühl von Normalität. Dann kamen Alkohol und Drogen dazu. Und irgendwann fühlte ich nichts mehr – nicht einmal Hunger.

Vier Jahre später war ich ausgebrannt. Leerer als leer. 40 Kilo. Gürtelrose, Entzündungen, Schmerztabletten. Mein Körper schrie. Und zum ersten Mal hörte ich hin. Plötzlich war ich allein. Keine Freunde mehr, kein Halt – nur meine Mutter und ich. Der Wendepunkt.

Ich musste essen neu lernen. Kochen neu lernen. Leben neu lernen.
Und zum ersten Mal hatte ich nicht nur mich. Ich hatte ein kleines, ehrliches Team hinter mir. Meine Mama – die ich jahrelang weggestoßen hatte, und deren Liebe ich erst viel später wieder annehmen konnte. Bis heute tut es weh, wie lange ich sie im Stich gelassen habe.
Und dann kam Luke. Mein Seelenhund. Kein Plan, kein Zufall – sondern ein Wesen, das in genau diesem Moment zu mir fand und seitdem ohne Bedingung, ohne Urteil, einfach da ist. Wer je von einem Tier gerettet wurde, weiß, was ich meine.
Irgendwann, nach Monaten der Isolation, trat auch wieder ein Mensch in mein Leben. Vorsichtig, geduldig. Eine Freundin, die mich zurück ins soziale Leben holte und mir zeigte, dass man Menschen wieder vertrauen kann. Dass Verbindung wieder möglich ist. Dass ich nicht für immer allein sein würde.

Heute akzeptiere ich meinen Körper als mein Zuhause.
Nicht, weil alles perfekt ist – sondern weil er mich durch alles getragen hat.
Ich werde nie wieder versuchen, ihn umzubauen oder zu verlassen, nur um anderen zu gefallen.
Aber Akzeptanz heißt nicht, dass es keine Schatten mehr gibt. Essstörungen verschwinden nicht einfach. Sie verändern Form, sie werden leiser – manchmal flüstern sie. Es gibt Tage, an denen Essen schwer ist, Tage, an denen ich meine Sättigung nicht spüre, Tage, an denen der Spiegel mich an alte Versionen von mir erinnert.
Und genau deshalb gehe ich diesen Weg. Genau deshalb begleite ich Menschen heute in ihrer Beziehung zu Essen und Körper. Nicht von einem perfekten Podest aus – sondern von Mensch zu Mensch. Verletzlich, unperfekt, ohne Urteil. Mit Licht. Mit Geduld. Mit Liebe.
Denn das Ziel ist nicht Perfektion.
Das Ziel ist Frieden.
Das Ziel ist Zuhause-sein im eigenen Körper – auch an den Tagen, an denen es schwer ist.
Wir alle verdienen das.
Und wir alle verdienen es, satt zu sein.
Im Körper. Im Herzen. Im Leben.

Manchmal fühlt sich der eigene Körper an wie ein Ort, an dem man erst wieder ankommen lernen muss.
Wenn du das kennst — dieses leise Ringen, dieses Suchen — dann nur als Erinnerung:
Du musst nicht heute alles verstehen.
Du musst nicht fertig sein, um auf dem richtigen Weg zu sein.

Heilung ist oft kein großer Moment, sondern viele kleine.
Und jeder einzelne zählt.

🌿 Du bist hier – und das ist genug.

Für den Fall, dass wir uns wiederfinden

Manche Menschen beendet man nicht wirklich.
Nicht, weil man festhält, sondern weil etwas an ihnen zu wahr war, um einfach zu verschwinden.
Es gibt Verbindungen, die nicht enden — sie werden nur leiser, treten ein Stück zurück, warten irgendwo im Hintergrund, als würden sie darauf vertrauen, dass man eines Tages wieder hinsieht.

Ich habe nie verstanden, wie man so leicht mit Menschen abschließen kann.
Vielleicht bin ich dafür zu tief, zu verbunden mit dem, was einmal echt war.
Manchmal geht man weiter, weil das Leben nach vorne zieht und man selbst so tut, als sei alles gut.
Und doch bleibt da immer ein Teil, still und leise, der einfach sitzen bleibt.
Bereit, falls das Leben irgendwann flüstert: Vielleicht doch. Vielleicht jetzt.

Für immer dieser Was-wäre-wenn-Mensch in meinem Leben —
ein Fragezeichen, das sich weigert zu verblassen.
Eine Ballade über zwei Seelen,
die immer mehr waren als nur Freunde
und trotzdem nie ganz wussten, wohin mit diesem „Mehr“.

Ich weiß inzwischen, dass ich diese Gefühle für dich immer mit mir tragen werde.
Nicht laut, nicht täglich — eher wie ein Echo, das ab und zu aufleuchtet,
mal flüsternd, mal dröhnend,
nie ganz weg, nie ganz in Frieden.

Zwischen Wut, Sehnsucht, Verwirrung und dieser seltsamen Form von Zuhause
haben wir uns verloren.
Und seit du nicht mehr da bist, ist zwischen uns Stille —
und in mir ein Lärm aus Erinnerungen,
der manchmal sanft rauscht
und manchmal tosend brennt.

Von Fremden zu Freunden, zu besten Freunden
und irgendwie immer ein bisschen mehr —
nur um am Ende wieder Fremde zu werden.
Seltsam, wie jemand, der einmal ein Zuhause war,
plötzlich wieder eine Tür ist, durch die man nicht mehr tritt.

Manchmal frage ich mich, ob wir jemals eine echte Chance hatten,
oder ob wir zwei Seelen waren,
die dazu bestimmt sind, sich zu finden —
und sich trotzdem jedes Mal zu verlieren.
Nicht, weil wir schwach waren.
Sondern weil wir zu viel waren.
Zu intensiv, zu ehrlich, zu unverblümt, zu uns.

Feuer und Luft.
Schön, wild, gefährlich.
Zu leicht ein Sturm, zu schnell ein Brand.
Ein Gleichgewicht, das nie wirklich stand,
und trotzdem sind wir immer wieder hineingelaufen,
als müssten wir sehen, wie hell wir leuchten,
bevor wir wieder verglühen.

Ich konnte lange nicht einordnen, was du für mich warst.
Alles war Nebel, alles zu nah und zu viel.
Meine Naivität kollidierte mit deiner Sturheit,
dein Temperament traf meine Angst vor Lautstärke.
Du mit deinem Kopf.
Ich mit meinem Bauchgefühl.
Zwei Systeme, die sich nicht verstehen konnten —
und sich trotzdem magnetisch fanden.

Und manchmal glaube ich,
wir haben uns nicht zum ersten Mal begegnet.
Als hätten wir schon Leben geteilt,
Rollen getauscht,
uns verloren und wiedergefunden
über Zeiträume hinweg, die wir nicht erinnern können,
aber fühlen.

Vielleicht waren wir einmal alles füreinander,
und genau deshalb sind wir jetzt Möglichkeit statt Gewissheit.
Verbunden, verflucht, nicht fertig —
niemals ganz vorbei,
nur nie zur richtigen Zeit.

Ob wir uns in diesem Leben noch einmal finden sollen?
Ich weiß es nicht.
Mein Kopf sagt nein.
Mein Herz schweigt —
und genau darin liegt die Wahrheit.

Es gibt Tage, da vermisse ich dich so sehr,
dass die Luft stockt.
Und es gibt Tage, an denen bist du leises Hintergrundrauschen,
kaum spürbar,
aber nie ganz verschwunden.

Die Liste der Dinge, die ich dir noch sagen wollte, ist lang.
Und trotzdem fehlen mir manchmal die Worte,
als hätte ich Angst, etwas zu wecken,
das ich gerade erst schlafen gelegt habe.

In unserer Geschichte bleibt ein Lesezeichen.
Nicht, um zurückzukehren —
sondern weil manche Kapitel nachhallen,
selbst wenn die Seiten längst umgeblättert sind.

Ich schreibe das nicht, um festzuhalten,
und auch nicht, weil ich nicht loslassen kann.
Ich schreibe, weil manche Geschichten nicht einfach verschwinden,
nur weil man aufhört, sie laut zu erzählen.
Manche Verbindungen ruhen — sie sterben nicht.
Sie schlummern irgendwo zwischen Erinnerung und Möglichkeit,
leise, warm, wie eine Flamme, die kleiner geworden ist,
aber immer noch brennt.

Vielleicht war das unser Ende.
Vielleicht nur eine Pause.
Ich weiß es nicht,
und vielleicht muss ich es auch gerade nicht wissen.
Ich gehe weiter, so gut ich kann,
lasse die Zeit machen, was Zeit nun einmal macht.

Aber irgendwo in mir bleibt ein Platz —
nicht klammernd, nicht festhaltend,
nur offen.
Für den Fall, dass wir uns irgendwann wieder begegnen.

Und bis dahin
trägt mein Herz uns still ein Stück weiter.

🐾Ein Brief ans Leben (und an meinen Seelenhund)

Zwischen Pfoten und Herzschlägen – was Luke mich über Liebe gelehrt hat.
Ein Text über Mut, Verlustangst, Vertrauen –
und die unerschütterliche Liebe, die bleibt, wenn alles andere vergeht.

Ich sag immer, wie gern ich allein bin, wie sehr ich das genieße und dass es mir nichts ausmacht.
Doch dann sitz ich am Abend auf meinem Wohnzimmerboden, sehe Luke vor mir – und plötzlich trifft es mich mit voller Wucht.

Worüber ich nie spreche, wovor ich mich fast drücke, weil ich glaube, dieses Kapitel einfach überspringen zu können – als käme es niemals:
Eine meiner allergrößten Ängste ist es, nach Hause zu kommen und Luke ist nicht mehr da.
Ist es dann überhaupt noch Zuhause?
Wie könnte es das sein – ohne ihn?

Es fühlt sich so unfassbar unrealistisch und unfair an, mein Leben ohne ihn weiterleben zu müssen.
Manchmal spüre ich, wie mein Herz jetzt schon Tag für Tag ein kleines Stück bricht.

Und trotzdem – ich würde diesen Schmerz, dieses Vermissen, wieder und wieder auf mich nehmen,
wenn es bedeutet, ihn noch einmal an meiner Seite zu haben.
Ein Leben lang vermissen – für ein Leben voller Liebe mit ihm.

Ich glaube, für viele ist so eine Verbindung nicht greifbar.
Solche Emotionen können manche gar nicht nachvollziehen –
wie schade das ist.
Was für ein stiller Verlust, niemals so tief zu fühlen.
Nie zu begreifen, was es heißt, wenn Liebe keine Worte braucht,
weil sie einfach ist.
Sie schenkt mir jeden Tag, egal wie lang oder schwer er ist, aufs Neue den Mut, weiterzumachen –
zu leben.

Kein Haustier.
Nicht nur ein Familienmitglied oder bester Freund.
Sondern ein Teil von mir,
ein Stück meines Herzens, das ich immer mit mir trage – egal was passiert.

Und trotzdem erwische ich mich immer wieder bei dem Gedanken:
Mach ich eigentlich genug?
Bin ich gut genug für so ein treues, reines Wesen?
Schenke ich ihm auch nur annähernd genug Liebe, um ihm zu danken –
danken dafür, dass er in mein Leben gefunden hat und mich seitdem nie mehr allein lässt.

Nie wirklich allein zu sein.
Immer einen Fels in der Brandung zu haben.
Jemanden, der mich seit Tag eins genauso nimmt und akzeptiert, wie ich bin –
der mich nicht ändern würde, sondern mich inspiriert, besser zu werden,
mehr zu sein als einfach nur lebendig.

Ich bin ja immer schon mit Hunden aufgewachsen –
diese wunderbaren Beschützer waren immer um mich.
Aber du, Luke… du bist alles – und so viel mehr als ich je kannte.
Mein erster eigener Hund,
und mein größter Herzschmerz des Lebens.

Ich habe mein Leben lang nach einem einzigen wahren Freund gesucht,
nach einer Seele, die bleibt – und dann kamst du.
Mein Therapiehund ohne Ausbildung,
weil du mich vom ersten Tag an gespürt und verstanden hast –
ohne zu verurteilen.

Mein sensibler, feinfühliger Weggefährte,
stark wie ein Sturm und sanft wie der Wind.
Der soziale Schmetterling von uns beiden –
denn mit dir hörte meine toxische Selbstisolation auf.
Kein Verstecken mehr. Kein Rückzug in die Stille.

Du bist mein Lernprozess in so vielen Farben und Formen.
Wir sind miteinander gewachsen – und das hat uns stärker gemacht.
Alles, was ich noch nicht war, hast du aus mir hervorgeholt.
Du hast mich wieder erinnert,
wie schön es ist, aufzufallen, anders zu sein –
einfach der Nase nach durchs Leben zu tanzen,
die Luft zu atmen, die Augen zu öffnen und zu sehen,
wie unfassbar schön das Leben eigentlich ist.

Und obwohl die Angst, irgendwann wirklich allein zu sein, tief in mir sitzt,
ist das schlechte Gewissen im Voraus schon zu groß,
auch nur daran zu denken, unsere Familie zu erweitern.
So sehr ich mir wünsche, noch eine wunderbare Seele in unseren Kreis zu holen –
nicht, um zu ersetzen,
sondern um zu lieben –
so schwer fällt mir allein der Gedanke.
Weil ich niemals möchte, dass Luke sich ausgetauscht fühlt,
als würde ein Platz in meinem Herzen neu besetzt,
der doch längst vergeben ist.

Denn wenn ich könnte, würden wir überall gemeinsam hingehen.
Ich bin nur ich – mit ihm gemeinsam.
Und jeder, der mich kennt, kennt auch ihn.

Und egal, wie groß die Angst ist und wie untragbar der Schmerz –
ich würde mich immer wieder für dich entscheiden.
Ich würde dich immer wieder finden.
Mein Leben mit dir teilen –
auch wenn ich dich am Ende ein Leben lang vermissen muss.

Aber noch ist das keine Trauerrede.
Noch lange nicht.

Unser Weg gemeinsam ist gerade erst ins Rollen gekommen –
wir sind mittendrin in unserem Abenteuer.
Auf ganz viele weitere Tage, Monate und Jahre zusammen.
Auf das, was noch kommt, und was uns noch erwartet.
Auf neue Jahreszeiten, auf leuchtende Erinnerungen,
auf bedingungslose Liebe und unzählige Kuscheleinheiten.

Danke dir – für das, was war,
für das, was ist,
und für alles, was noch kommen wird.

Lass uns nie aufhören,
gemeinsam auch die kleinsten Kleinigkeiten groß zu machen –
und zu feiern.

Ich wünsche jedem so einen Seelenhund.
Wie viel schöner die Welt doch wäre,
und wie viel glücklicher die Menschen,
wenn wir alle so lieben würden. 🐾

🌗 Über Nähe, Narzissmus und das stille Wiederfinden zu sich selbst

Manchmal begegnen wir Menschen, die uns lieben, wie sie sich selbst lieben – bedingt, brüchig und gerade so überzeugend, dass wir es eine Zeit lang glauben.
Narzissmus zeigt sich nicht immer laut. Oft trägt er das Gesicht von Nähe, Verständnis oder Freundschaft – bis man merkt, dass Liebe zur Bühne geworden ist und Selbstreflexion den Vorhang scheut.

Dieser Text ist kein Vorwurf.
Er ist eine Erinnerung.
An das, was passiert, wenn wir lernen, Grenzen zu setzen –
und erkennen, dass Aufrichtigkeit manchmal leiser klingt als Entschuldigung.

Es gibt Menschen, die schaffen es, mit einem Lächeln zu blenden.
Die gleichzeitig Bewunderung und Zweifel in dir auslösen – weil du spürst, da stimmt etwas nicht zwischen Gefühl und Fassade.
Ob es die Mean-Girl-Rolle ist, aus der du nicht herausfindest, oder die Unsicherheit, die du so gekonnt tarnst –
am Ende dreht sich alles um Kontrolle.
Um Ausreden, Rechtfertigungen, den ständigen Versuch, die Schuld umzuleiten.
Um kleine Lügen, die du „Ausrutscher“ nennst – Ablenkungen von einer Wahrheit, die du selbst nicht sehen willst.

Du stellst dich immer dorthin, wo es gerade warm ist,
vergisst aber nie, rechtzeitig in die Opferrolle zu schlüpfen,
wenn das Licht zu grell wird.
Deine Gefühle kommen immer zuerst – das hast du uns beigebracht.
Sie müssen automatisch Priorität haben,
und wenn jemand das einmal nicht tut,
drehst du die Realität, bis sie dir wieder passt.

Selbstreflexion? Fehlanzeige.
Je mehr du den schönen Schein aufrechterhältst,
desto sichtbarer wird der Riss darunter.
Man könnte meinen, du wärst ein Mitläufer –
doch vielleicht liegt genau da das Problem:
Wer bist du, wenn keiner mehr vorgibt, wer du sein sollst?
Vielleicht ist es Zeit, die Masken endlich gegen Spiegel zu tauschen.

Wir alle tragen unsere Geschichten,
unsere eigenen Koffer voller Erfahrungen, Fehler und Wunden.
Niemand wird hier mit Samthandschuhen durchs Leben getragen.
Aber irgendwann muss man den Besen in die Hand nehmen
und vor der eigenen Haustür kehren.
Fehler gehören dazu – nur wer sie immer neu formt,
um selbst am besten dazustehen, bleibt im Kreis gefangen.

Ich bin fertig damit, auf Eierschalen zu tanzen,
nur um es anderen schön zu machen.
Jeder hat seine Zeit, Dinge zu lernen –
doch das heißt nicht, dass andere ewig auf dich warten müssen,
bis du endlich bereit bist, hinzusehen.

Mein Gewissen ist rein.
Ich brauche keine Lügen, keine Inszenierung,
um glücklich zu sein.
Ich habe viele Menschen wie dich getroffen –
und vielleicht werde ich es wieder tun.
Aber ich spiele dieses Spiel nicht mehr mit:
dieses subtile Schuldigsprechen,
das Ausnutzen von Gutgläubigkeit,
das ewige Mitleidstheater im letzten Akt.

Ich wünsche mir Menschen,
die zu ihren Fehlern stehen,
die sich trauen, ehrlich zu sein –
auch wenn es unbequem ist.
Kein „Ich muss aufpassen, wie ich das sage,
sonst nimmst du es persönlich“.
Nein danke.
Ich will Echtheit, keine Diplomatie im Namen des Narzissmus.

Den Teil von mir, den du mitgenommen hast,
darfst du behalten –
vielleicht brauchst du ihn eines Tages,
wenn du beginnst, dich selbst zu suchen.
Ich kann auch ohne ihn leuchten.

Ich trage keinen Groll in mir,
nur Erkenntnis.
Denn ich habe für dich gekämpft,
dich verteidigt – vor anderen und vor mir selbst.
Ich habe dir Chancen gegeben,
Verständnis, Zeit, Liebe.
Und im Rückblick durfte ich sehen,
wie tief ich lieben kann –
und wie blind mich das manchmal macht.

Doch Liebe ohne Grenzen ist keine Stärke.
Das Leben braucht Konsequenzen,
nicht endlose Chancen –
sonst lernt niemand.

Du hast den Zugang zu mir verloren,
und das hast du ganz allein geschafft.
Für mich ist dieses Kapitel abgeschlossen.
Nicht mit Wut, sondern mit Frieden.

Danke, dass du mich daran erinnert hast,
was ich in meinem Leben nicht mehr dulden möchte.
Danke, dass du mich geprüft hast –
ob ich wirklich zu mir stehe,
zu meinem Respekt,
zu meiner Liebe zu mir selbst.
Ich tue es.

Ich schließe dieses Kapitel mit Liebe.
Nur weil du mich als Freund verloren hast,
hast du mich nicht als Feind gewonnen.
Und vielleicht ist das mein letzter Herzensakt für dich:
zu zeigen, dass Abschiede nicht laut sein müssen.
Manchmal reicht es, das Pflaster still abzuziehen,
weiterzugehen –
mit einem reinen Gewissen und einem offenen Herzen.

Falls dich dieser Text berührt oder beunruhigt,
frag nicht, ob er über dich ist.
Frag dich lieber, was in dir klingt, wenn du ihn liest –
und ob es vielleicht dein eigenes Echo ist, das du hörst.

🌟 „Der einzige Weg ist durch – und ich leuchte dabei“

Ein Liebesbrief an die Version von mir, die bleibt – und an all die Seelen, die sich darin wiederfinden.

Ich habe irgendwann aufgehört, mich zu fragen, ob ich in diese Welt passe. Vielleicht war ich nie dafür gedacht, mich perfekt einzufügen. Vielleicht bin ich hier, um ein bisschen zu reiben, ein bisschen zu spiegeln – und dabei trotzdem zu leuchten.

Die Welt da draußen liebt klare Linien, einfache Definitionen, Schwarz oder Weiß. Ich bin irgendwo dazwischen – zwischen Chaos und Klarheit, Gefühl und Verstand, Bodenhaftung und Sternenstaub. Für manche vielleicht „zu viel“, für andere „zu weich“. Für mich: genau richtig.

Ich weiß heute ziemlich genau, wer ich bin – und was ich der Welt zu geben habe. Ich bin empathisch, sensibel, reflektiert, offen. Und gleichzeitig: unendlich wandelbar. Meine größte Herausforderung ist im Moment, in dieser Wandelbarkeit standhaft zu bleiben. Mich selbst nicht zu verlieren, ohne mich abzukapseln. Mir treu zu bleiben, ohne mich kleinzumachen.

Denn eines habe ich gelernt: Ich wurde nicht in dieses Leben geschickt, um verstanden zu werden – sondern um zu verstehen.

Diese Erkenntnis klingt für manche vielleicht unfair oder theatralisch, doch für mich ist sie fast befreiend. Sie erlaubt mir, nicht immer „richtig“ sein zu müssen. Sie erlaubt mir, einfach ich zu sein – mit all meinem Feenstaub, meiner Nachdenklichkeit und meiner leisen Rebellion.

Und wenn ich schon bei Feen bin – ja, dieser Gedanke erinnert mich tatsächlich an die aus Nimmerland. Nicht an die aus Kindergeschichten, sondern an das, was sie symbolisieren: Wesen, die nur leuchten, solange jemand an sie glaubt. Und vielleicht bin ich genau so eine Fee – nur glaube ich heute nicht mehr darauf zu warten, dass andere an mich glauben. Ich leuchte, weil ich selbst daran glaube.
Und das – ist Magie genug.


Die Herausforderung, sich selbst treu zu bleiben, ist in unserer Zeit wohl eine der größten überhaupt. Eine Zeit, in der alles lauter, schneller, fordernder wird. In der man sich ständig vergleicht – bewusst oder unbewusst – und in einem endlosen Wettkampf zwischen Idealen, Filtern und Wunschvorstellungen landet. Ein Fiebertraum, wenn ihr mich fragt.

Und selbst, wenn man das Oberflächliche außen vor lässt, sind die inneren Maßstäbe mittlerweile kaum weniger absurd. Nett und hilfsbereit? Ja, aber bitte nicht zu nett – vor allem nicht zum anderen Geschlecht, sonst ist man gleich „pick-me“. Selbstbewusst? Unbedingt – aber wehe, es kippt in „eingebildet“. Und wenn du zu ruhig bist, zu gern zu Hause bleibst, zu oft nein sagst, heißt es plötzlich: „Du bist voll toxisch geworden.“

Also was denn nun?
Man soll es allen recht machen – aber bitte nicht zu sehr. Man soll sich treu bleiben – aber bloß nicht auffallen. Man soll authentisch sein – aber nur in der Version, die niemanden triggert.

Und genau hier liegt der Kern meiner aktuellen Reise: Ich versuche, nicht mehr mitzuspielen.

Ich stehe an einem Punkt, an dem ich schon oft war. Ich habe mir diesen Weg immer wieder angeschaut – bin oft umgekehrt, habe Schlupflöcher im Universum gefunden, um ihn aufzuschieben. Ich erzählte mir, ich sei noch nicht bereit, nicht stark genug. Manchmal dachte ich, ich komme zurück, wenn ich „nicht mehr allein“ bin – als würde jemand meine Kämpfe für mich kämpfen.

Aber diesmal ist es anders. Ich weiß, wenn ich wollte, würde sich wieder ein Schlupfloch finden. Doch ich bleibe. Ich bleibe stehen.
Denn der einzige Weg weiter – ist durch.

Immerhin schreibt sich die Geschichte nicht von selbst.


Also mache ich mich auf die Reise. Bereit, eine neue Seite von mir kennenzulernen – die Version, die nicht nur für andere gerade steht, sondern vor allem für mich selbst. Ich darf meine Träume verfolgen und meinen Weg gehen, ohne ständig auf andere zu schauen. Es macht mich nicht egoistisch oder „zu viel“, wenn ich Grenzen setze, wo vorher keine waren.

Die Welt da draußen kennt mich so noch gar nicht – und genau das ist meine Stärke. Menschen dürfen verwirrt sein, sich wundern, woher plötzlich dieser neue Wind kommt, wenn ich einen Raum betrete. Es ist okay, Menschen loszulassen, die diese Version von mir nicht annehmen können – oder wollen.

Zu lange war der Hahn meiner Gutmütigkeit voll aufgedreht, kein Ende in Sicht. Natürlich wird diese neue Version von mir manche verärgern oder irritieren – es wäre ja fast schade, wenn nicht. Für manche wird es sich anfühlen, als würde man einem Kind plötzlich den Schnuller wegnehmen. Trotzig, motzig, beleidigt.
Und ja – ich muss mir eingestehen, dass ich dieses Verhalten selbst miterschaffen habe. Ich habe meinem Umfeld beigebracht, dass Rückzug, Schuldgefühl oder ein nachgiebiges Lächeln am Ende immer alles wieder geradebiegen.

Aber das wird diesmal nicht passieren.

Denn jetzt beginnt eine neue Phase. Eine, in der ich beobachte, welcher Ballast sich löst, wer seine Krallen noch in mich schlägt, um mich zurückzuhalten – und welche wundervollen neuen Seelen mich auf dieser Reise der Selbstheilung und Transformation finden werden. Neue Lernprozesse, neue Herausforderungen, vielleicht alte Wunden, die sich noch einmal zeigen – um diesmal endgültig zu heilen.

Eines ist sicher:
Es bleibt spannend.
Und ich bleibe standhaft.
Ich brauche kein Verständnis, keinen Applaus –
mein Leuchten hängt von nichts und niemandem ab.
Ich leuchte.
Punkt.

🍂„Zwischen Herbstmagie und Hamsterrad – weil Wertschätzung kein Bonus, sondern Basis ist“

Gedanken zum Anfang des neuen Monats
Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht.
Dieses Mal starte ich mit großen Zielen und Erwartungen an mich selbst ins neue Monat. Immer wieder spannend, wie sehr ich aufblühe, sobald die Blätter sich verfärben und die Tage kürzer werden. Aus welcher magischen Essenz der Herbst auch immer besteht – ein Teil davon lebt auch in mir. Und gemeinsam verzaubern wir uns jedes Jahr aufs Neue.

Doch der Herbst bringt nicht nur Farbe, sondern auch eine Welle Nostalgie. Emotionen, die zuvor noch Sommerpause hatten, drängen plötzlich zurück – vielleicht einfach, um uns zu erinnern, dass Dinge enden müssen, damit etwas Neues beginnen kann. Ein alljährliches Zeichen, dass Abschiede genauso wichtig sind wie Anfänge. Endings can be beautiful too – und genau in dieser Schönheit öffnet sich der Raum für Neuanfänge.

Für mich ist der Herbst auch eine Erinnerung, jeden Moment auszukosten, solange er da ist. Zeit ist flüchtig, Veränderungen passieren in einem Wimpernschlag. Und doch verschieben wir Dinge, fast schon selbstverständlich: „Das kann ich auch morgen erledigen. Den Ausflug machen wir nächste Woche. Die Pause nehme ich mir in ein paar Tagen.“ Selbst das Essen mit Mama wird verlegt, weil wir glauben, dass es selbstverständlich bleibt – dass alles und jeder einfach verfügbar ist.

Wir hetzen uns durchs Leben, schieben Pausen auf wie einen Luxus, den man sich erst verdienen muss. Urlaub gibt es „wenn es sich auszahlt“, und mein persönlicher Klassiker: „Nachdem ich all die tausend Dinge erledigt habe, hab ich mir die Auszeit verdient.“ Als ob wir in einer Art Wettbewerb-Simulation leben, in der man sich Ruhe erst erspielen muss. Als ob Gesundheit gleichzeitig Luxus und Selbstverständlichkeit wäre.

Und genau da liegt mein erstes Ziel für diesen Monat.
Zu oft – und viel zu schnell – verlieren wir uns in der Arbeit. Ob sie uns erfüllt oder nicht, spielt dabei kaum eine Rolle. Wir haben den Drang, das, was wir tun, gut zu tun. Egal wie sehr wir klagen, wie schwer manche Tage sind: am Ende geben wir doch wieder alles. Die guten Tage leuchten zwar hell, machen uns stolz und gewertschätzt – aber die Wahrheit bleibt: Jeder von uns ist ersetzbar.

Wenn ich heute während meines Dienstes ausfalle, wird meine Stelle nächste Woche ausgeschrieben und bald nachbesetzt. Ein paar Kollegen werden sagen: „Schade, dass Ines nicht mehr da ist“ – weil jeder Mensch eine andere Dynamik ins Umfeld bringt. Aber auch das verstummt irgendwann. Der Alltag geht weiter, und in einem Jahr weiß kaum noch jemand, wer den Platz zuvor gehalten hat.

So gut ich auch arbeite, so viel ich auch gleichzeitig schultere: auf dem Arbeitsmarkt bin ich letztlich eine Zahl, austauschbar. Ein Gedanke, den ich mir immer wieder bewusst mache.

Ich durfte in den letzten Jahren viele Erfahrungen sammeln – in verschiedenen Firmen, mit den unterschiedlichsten Menschen. Erfahrungen, die mich gebrochen, geprägt und letztlich stärker gemacht haben. Und doch ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mich in der Arbeit verliere. Wie ich mein Selbstwertgefühl an meine Rolle im Job knüpfe. Wie ich mir ein Umfeld romantisiere, das in Wahrheit gar nicht so golden ist.

Mein erster Impuls bleibt: Wenn ich 180 % gebe, wenn ich jeden Tag alles liefere, egal wie es mir geht, wenn ich meine Stärken, meine Ecken und Kanten strahlen lasse – dann muss ich doch eigentlich unersetzbar sein? Ein schöner Traum, aber eben ein Traum.

Also habe ich gelernt: In diesem Hamsterrad-System werde ich nicht alt. Deshalb baue ich mir meinen eigenen Weg, Schritt für Schritt – wohl wissend, dass ich bis dahin noch Kompromisse machen muss. Die größte Herausforderung dabei ist nicht das Aufbauen der Selbstständigkeit, sondern das emotionale Abkapseln im Arbeitsumfeld.

Denn wieder einmal habe ich bemerkt, wie viel Energie ich in Dinge stecke, die mir persönlich nichts bringen. Die weder meinem Weg dienen noch mir Dankbarkeit oder Wertschätzung einbringen. Da habe ich mich selbst beim altbekannten People Pleasing erwischt.

Darum meine wichtigste Erinnerung an mich selbst in diesem Monat (und vielleicht auch an dich, falls du das gerade lesen musst):
Wir sind selbst verantwortlich für uns. Wir dürfen – und wir müssen – auf uns achten.

Und genau deshalb sage ich mir heute:

„Meine Qualifikationen tanzen im Ballsaal Walzer, während manche meiner Aufgaben die Treppe zum Keller nehmen. Und das ist okay – ich mag, was ich tue, und ich packe überall gern an. Für nichts bin ich mir zu schade. Aber eines ist klar: kleinreden lasse ich mich nicht mehr. Meine Leistung gibt es nicht zum Sonderangebot – sondern nur noch dort, wo auch Wertschätzung, Gegenleistung und Respekt mit am Tisch sitzen.“

„Wenn Worte Brücken oder Mauern bauen“

Manchmal sind es gar nicht die großen Ereignisse, die uns ins Stolpern bringen – sondern kleine Begegnungen, alte Trigger, die uns wie Spiegel vorgehalten werden. Genau das durfte ich diese Woche erleben. Und statt mich davon runterziehen zu lassen, habe ich gemerkt: Ich gehe heute anders damit um. Und genau darin liegt für mich der Zauber der Selbstheilung.

Lektionen, die immer wiederkommen

Ich glaube fest daran: Das Universum schickt uns so lange dieselbe Lektion, bis wir sie verstanden haben. Und manchmal kommen dieselben Prüfungen später nochmal – nicht, um uns zu ärgern, sondern um uns zu zeigen, dass wir gewachsen sind.

Dieses Mal ging es wieder um eines meiner „Lieblingsthemen“: Verantwortung übernehmen. Für die Rolle, die ich in meinem eigenen Leben spiele – aber auch für meinen Teil in den Geschichten anderer. Ehrlich zu meinen Worten und Taten zu stehen. Früher war das für mich schwierig: Ich habe oft zu schnell verziehen, zu viel runtergeschluckt, nur damit es anderen gut geht. Dabei habe ich meine eigenen Gefühle hintenangestellt. Aber meine Nase ist keine Tanzfläche, auf der jeder herumtanzen darf.

Und doch schreibe ich diesen Text heute nicht aus Frust oder Schmerz, sondern aus Stolz. Stolz auf die Fortschritte, die mir bewusst geworden sind. Manchmal darf man sich auch selbst die Schulter klopfen.

Ehrlichkeit als Grundpfeiler

Was mir klar geworden ist: Ich brauche Ehrlichkeit in meinen Beziehungen. Nicht nur dann, wenn alles schön ist, sondern gerade auch dann, wenn jemand mal im Unrecht ist. Mich triggert es, wenn ein Gespräch ins Verdrehte abgleitet – wenn Fehler abgestritten oder so hingebogen werden, dass plötzlich ich die „Überempfindliche“ bin. Dieses „den Spieß umdrehen“ nimmt nicht nur die Leichtigkeit aus der Verbindung, sondern auch das Vertrauen.

Denn wenn wir nicht ehrlich zu uns selbst sind, wie können wir es dann zueinander sein? Für mich ist genau das der Kern: In meinem engen Kreis möchte ich sagen dürfen, was ist – ohne Angst, dass meine Worte gegen mich verwendet werden. Ehrlichkeit ist keine Bedrohung, sondern die Basis, auf der Nähe wächst.

Gespräche, die Leichtigkeit bringen

Ich bin kein nachtragender Mensch, war ich noch nie. Vergeben fällt mir leicht, und ich höre mir vieles an. Aber dafür brauche ich das Gefühl, dass auch die andere Seite Verantwortung übernimmt. Denn ein ehrliches Gespräch kann so viele Falten glätten – vielleicht bringt es nicht sofort Friede-Freude-Eierkuchen, aber es schenkt Klarheit. Und Klarheit ist immer leichter zu tragen als dieses drückende Bauchgefühl, wenn Dinge unausgesprochen bleiben.

Grenzen neu setzen

Natürlich werde ich dabei immer wieder geprüft. Vor allem dann, wenn mein Gegenüber genau in diese Muster fällt: Fehler nicht eingestehen, die Schuld umschieben, sich selbst in die Opferrolle setzen. Früher habe ich mich dann kleiner gemacht, alles weggeschluckt, nur um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Heute sage ich mir: Nein. Das will ich nicht mehr.

Lieber bleibe ich alleine, als mich selbst unglücklich zu machen, nur damit Friede herrscht. Ich bin sensibel und verständnisvoll, ja – aber das heißt nicht, dass ich mich ausnutzen lassen oder zum Sündenbock machen muss.

Denn Fehler sind nicht das Problem. Jeder darf mal stolpern, jeder darf mal unfair sein, jeder darf mal einen schlechten Tag haben. Das eigentliche Problem entsteht erst, wenn wir so tun, als sei nichts gewesen. Wenn wir Verantwortung von uns wegschieben, verdrehen und manipulieren, statt einfach zu sagen: „Da lag ich falsch.“

Und genau deswegen habe ich für mich gelernt: Ich darf wählerischer sein. Ich darf strenger sein, wenn es darum geht, wen ich in meinen engeren Kreis lasse. Ich darf Nein sagen, Menschen loslassen und meine Energie bewusst schützen. Denn die, die bleiben sollen, bleiben von selbst.

Mein Fazit

Gefühle und Wahrnehmungen sind von Mensch zu Mensch verschieden – zum Glück, wie langweilig wäre es sonst. Aber eines bleibt immer gleich: Ohne Ehrlichkeit fehlt die Grundlage. Alles andere ist nur eine Fassade.

Am Ende des Tages geht es nicht darum, perfekt zu sein oder alles richtig zu machen. Es geht darum, hinzuschauen, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst treu zu bleiben. Denn wenn wir lernen, ehrlich mit uns selbst und anderen zu sein, erschaffen wir Verbindungen, die echt sind – und die uns auch dann tragen, wenn es mal stürmisch wird.