Ich weiß wohin ich will — und trotzdem zieht es mich kurz zurück.

Ich schreibe, weil Veränderung manchmal im Stillen beginnt
und ich mir selbst dabei zuhören will, wie ich werde.
Nicht aus Verlust, sondern aus Reife.
Nicht, weil ich zerfalle — sondern weil ich mich neu zusammensetze.

Manche Gefühle tragen Schatten, manche Licht,
und oft weiß ich erst später, welches welches war.
Aber ich lerne, dass Wachstum beides braucht:
Zartheit und Klarheit, Mut und Zögern, Mondlicht und den Mut,
am nächsten Morgen aufzustehen.

Das hier ist kein Drama und kein Märchen.
Es ist ein Moment. Ein Zwischenraum, in dem alte Wunden atmen dürfen,
damit neue Haut Platz hat, zu entstehen.

Ich teile das nicht, weil ich mich verliere, sondern weil ich mich finde —
geduldig, schichtweise, mit dem Wissen, dass Heilung nicht laut sein muss, um echt zu sein.

Bevor du weiterliest: Ich breche hier nicht — ich bewege mich.
Ich lerne in Echtzeit, Veränderung ist manchmal laut und manchmal leise – aber immer ehrlich.

Das ist kein Drama, sondern Entwicklung.
Und ich nehme dich mit, in diesen Zwischenraum, wo Mut und Zweifel gleichzeitig atmen.

Ich hatte so eine Angst davor, mich darauf einzulassen.
Du warst wirklich einer von den Menschen, die ich am liebsten um mich hatte.
Es war so einfach und unkompliziert.
Ich habe dein Dasein einfach genossen und nie hinterfragt.

Und plötzlich fällt es mir schwer, dich überhaupt anzuschauen.
Im selben Raum zu sein, macht mich nervös und verwirrt,
und ich verstehe nicht, wieso.

Du kennst mich auf eine Weise, wie es nur sehr wenige tun.
Manchmal frage ich mich, ob es richtig war, mich so zu zeigen.
So, wie ich bin, wenn ich niemanden schützen will — auch nicht mich selbst.

Ich habe solche Angst davor, was passieren könnte.
So große Angst, dass ich es gar nicht erst versuchen will. Dass ich mich nicht darauf einlassen kann.
Beim letzten Mal hat es mich so gebrochen, dass ich ehrlich glaube,
ich würde es nicht noch einmal überstehen.

Ich bin wütend auf dich, weil du es aussprechen musstest. So wütend.
Warum konnten wir nicht einfach weitermachen wie davor?
Ich weiß nicht, ob du etwas zerstört hast oder nur eine Tür geöffnet hast, vor der wir beide längst standen,
blind für das, was dahinter wartete.

Ich hasse dich dafür – weil ich dich eigentlich gar nicht hasse.
Und weil du mir immer noch das Gefühl gibst, dass du wartest. Dass ich Zeit habe.

Wie kannst du immer noch warten? Worauf genau?
Und was, wenn es wieder nicht gut endet — was bleibt dann zurück?

Ich weiß, dass ich dir nicht das geben kann, was du dir für deine Zukunft wünschst.
Und vielleicht kannst du mir auch nicht dorthin folgen, wo ich mit mir weitergehe —
nicht ohne dich zu verbiegen und nicht ohne dich von dir selbst zu entfernen.
Und ich will dafür kein kurzes Glück eintauschen, keinen sanften Vorgeschmack auf etwas Schönes,
nur um später schwerer zu fallen, als wir am Anfang leicht waren.

Ich hasse mich dafür – ein bisschen mehr jedes Mal.

Ich kann einfach nicht abschließen mit uns. Mit dir.
Ich komme immer wieder zurück.
Und jedes Mal ärgere ich mich darüber, dass wir uns nicht einfach loslassen können.
Wie stur kann man sein, wie verbissen, wie naiv?

Wir wissen beide, wie sehr wir uns triggern können
und wie schnell alles aus dem Ruder laufen kann.
Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass du dir immer wieder Mühe gibst,
immer wieder weitermachst – und deswegen gebe ich auch nicht auf,
obwohl ich so gerne weglaufen würde.

Wir sind so verschieden in so vielem, in unserer Art, in unserer Welt.
Und trotzdem zieht es uns immer wieder zueinander.

Ich bin wütend, dass du mir Zeit gibst und mich warten lässt.
Dass von dir nichts kommt und ich mich fühle wie der Idiot,
der alte Wunden immer wieder aufreißt.

Ich hasse, wie gut du mir trotzdem getan hast.
Und gleichzeitig weiß ich, wie schwer es mit dir ist —
und wie schwer es manchmal auch mit mir ist.

Ich weiß nicht, ob es jemals einfach sein wird.
Ob wir jemals nicht arbeiten müssten.
Ob einem von uns irgendwann die Kraft ausgeht – und wem zuerst.

Ich hasse die Seiten, die du in mir hervorholst.
Dinge, die ich gut versteckt und weggesperrt habe.

Du stellst alles infrage, was ich von mir zeige und was ich mir seit Jahren selbst einrede.

Und trotzdem bist du geblieben. Wir beide sind geblieben.
Normalerweise bin ich am Ende alleine in solchen Geschichten.
Wir sprechen nicht mehr, und doch hält etwas in uns noch fest — leise, aber spürbar.

Ich weiß nicht, ob das ein kranker Witz ist, eine Prüfung oder eine verpasste Chance.
Ich weiß einfach nichts, wenn wir zwei zusammen sind.

Und das macht mir Angst.
Das macht mich wütend.

Es fühlt sich neu an und gleichzeitig vertraut –
wie ein Film, den ich schon gesehen habe, ein Buch, das ich schon gelesen habe.

Und ich kann nicht herausfinden, was das bedeutet.

Es ist, als würdest du mir die Augen schließen und ich fürchte mich vor der Dunkelheit –
und fühle mich trotzdem so gesehen wie selten im Leben.

Ich weiß nicht, ob wir füreinander richtig sind oder uns nur in unserer Vergangenheit spiegeln.
Ob uns etwas Toxisches anzieht und wir diesmal selbst entscheiden müssen,
ob wir den Weg erneut gehen oder endlich weitergehen.

Und am meisten hasse ich, dass ich mir immer wieder wünsche, dass es nicht so ist.
Dass nichts davon negativ ist und dass es diesmal gut wird.
Dass wir richtig sind.
Dass wir zueinander gehören.

Ich hasse die Ungewissheit.
Den Nebel in mir, der mich nichts klar sehen lässt.
Chaos in meinem Kopf und keine Ahnung, wie ich das wieder ordnen soll.

Ich fühle mich, als wäre ich genau das geworden, was mich einmal zerstört hat – eine rote Flagge.
Ich bin jetzt die Böse.

Ich hasse, dass ich dich vermutlich immer mit mir tragen werde. Dass es nie ganz vorbei sein wird.
Dass ich mich immer fragen werde,
was gewesen wäre, wenn wir es einfach versucht hätten.

Ich hasse es, weil ich Ruhe und Sicherheit suche –
und du der Sturm bist, der alles davon fortbläst.

Vielleicht muss ich gar nicht alles sofort verstehen oder abschließen.
Vielleicht geht es gerade darum, dass ich mich neu kennenlerne, dort, wo früher Mauern waren und jetzt ein vorsichtiges Flimmern von Mut entsteht.
Manche Gefühle bleiben in uns, nicht weil wir sie festhalten,
sondern weil sie uns verändern — leise, Schicht für Schicht,

Vielleicht darf Angst hier sein – nicht als Warnung, sondern als Einladung.
Ein leises Zittern vor dem Unbekannten, das nicht droht, sondern Neues öffnet.
Ich muss mich nicht dafür schämen, vorsichtig zu sein. Vorsicht bedeutet nicht Schwäche.
Manchmal bedeutet sie Liebe. Für das, was war. Und für das, was jetzt in mir wächst.

Ich trage das nicht als Last, sondern als Anfang.
Als Erinnerung daran, dass ich fühlen kann, tief und unbeholfen und echt.
Und während ich weiteratme, heilt etwas in mir, ohne Eile, ohne Druck —
ich lerne mich neu kennen an den Stellen, die lange leise waren.

Vielleicht ist das genug: weitergehen, ohne zu greifen, ohne wegzustoßen,
einfach Schritt für Schritt zurück in mich hinein.
Manche Geschichten müssen nicht abgeschlossen sein, um Frieden zu finden.
Manche Dinge in uns dürfen bleiben, bis sie weich werden,
bis sie keinen Schmerz mehr brauchen, um wahr zu sein.

Und wenn das Alte irgendwann leicht wird, werde ich wissen, dass das Zittern nie Angst war,
sondern der erste Atemzug von Freiheit.

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