Gedanken, über die kaum jemand spricht – und die noch weniger Menschen hören wollen. Es sind Beobachtungen, die oft verschwiegen werden, weil sie unbequem sind – aber vielleicht gerade deshalb gesagt werden müssen.
Es ist lange her seit meinem letzten Text. Nicht, weil mir Motivation oder Inspiration gefehlt hätten – vielmehr wusste ich nicht, wo ich anfangen soll. Wie so oft war die letzte Zeit ein Wirbelwind. Doch letzte Woche habe ich mir endlich wieder freie Stunden genommen, meinen Hobbys Raum gegeben und gespürt: Der kreative Knoten ist geplatzt, und ich bin bereit zu schreiben.
Freundesgruppen – groß, klein und alles dazwischen
Heute geht es um Freundesgruppen. Da ich selbst meist eher als Gast in verschiedenen Runden unterwegs war und dort nie wirklich „Heimat“ gefunden habe, konnte ich umso mehr beobachten und nachdenken.
Die typischen großen Freundeskreise sind oft ein Spiel aus Oberflächlichkeiten. Jeder redet schlecht über jeden, wirklich kennen tut man sich selten. Es geht weniger um Nähe, sondern um Quantität – je größer die Runde, desto „besser“. Freundschaft wird hier zur Währung des Status. Wer geht, wird ersetzt, Hauptsache: nicht alleine sein. Am Ende scheint die größte Angst dieser Menschen genau das zu sein – die Einsamkeit.
Dann gibt es die kleinen Gruppen, die sich meist schon seit Jahren kennen und alles miteinander teilen. Hier zählt das Miteinander mehr – doch auch hier gibt es Schattenseiten. In solchen Runden vergisst man leicht, wo man selbst anfängt und die anderen aufhören. Die eigene Stimme verschwimmt im Chor der Gruppe. Eigene Gedanken oder Wünsche treten zurück, weil Abweichungen als Verrat empfunden werden. Wer gegen den Strom schwimmt, wird schnell zum Außenseiter. Die Individualität geht verloren.
Diese beiden Modelle – die großen, oberflächlichen Kreise und die kleinen, verschlungenen Bünde – sind die Hauptformen, aus denen sich die meisten anderen Varianten ableiten. Ob reine Mädels- oder Jungsgruppen oder bunt gemischt: Langfristig halten sie selten. Gerade beim Erwachsenwerden scheinen viele dieser Freundschaften ein Ablaufdatum zu haben. Sie zerbrechen, spalten sich auf oder verlaufen sich im Sande.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Ja, es gibt sie: die Kindheitsfreunde, die bleiben. Doch realistisch betrachtet finden die meisten von uns die „richtigen“ Menschen erst während – oder sogar nach – diesem Prozess des Erwachsenwerdens.
Was Erwachsenwerden wirklich bedeutet
Für mich beginnt „Erwachsenwerden“ nicht mit einem bestimmten Alter, sondern mit einer Erkenntnis: Am Ende des Tages stehe ich auf eigenen Füßen. Ganz gleich, wie lange ich Freunde um mich habe – meinen Weg gehe ich selbst. So tief eine Verbindung auch sein mag, die eigene Geschichte muss jeder für sich schreiben.
Das eigentliche Erwachsenwerden ist ein Weg zu sich selbst – sich lieben zu lernen, im Reinen mit sich zu sein und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Erst dann fangen die Zahnräder an, ineinanderzugreifen, und Stück für Stück wird der Weg sichtbar, die Karte größer, die Reise klarer.
Alleinsein erscheint uns oft schwer – und das ist es auch. Aber noch schwerer ist es, mit anderen zusammen zu sein, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Wahre Freundschaft bedeutet, einander anzufeuern, die beste Version seiner selbst zu werden. Ohne Neid, ohne Vergleiche, ohne Schuldgefühle.
Freundschaft heißt auch, Grenzen ziehen zu können. „Nein“ zu sagen – ohne Scham, ohne schlechtes Gewissen. Sie sollte wie eine Blumenwiese sein, auf der jeder in seinem eigenen Tempo und auf seine eigene Art wachsen darf. Ein Ort, der Freiheit schenkt und keine Fesseln legt.
Fazit
Mein Fazit als reisende Einzelgängerin: Freundschaften und Beziehungen – ob in Liebe, Familie, Arbeit oder Schule – sollten niemals erzwungen werden. Zu oft investiert nur eine Seite Herzblut und Kraft, während die andere kaum das Seil festhält. So viel Zeit und Energie gehen verloren an Menschen, die längst nach dem Nächsten suchen.
Zu oft wird Aufmerksamkeit mit echter Nähe verwechselt. Es schmeichelt, begehrt zu werden – und manche nähren sich genau davon. Sie halten Menschen warm, nicht aus Zuneigung, sondern aus Bequemlichkeit. Damit niemand anders die Chance hat, echte Verbindung zu finden.
Doch alles, was zu uns gehört, wird uns finden. Alles, was für uns bestimmt ist, kommt zur richtigen Zeit. Nichts, was erzwungen ist, hat Bestand. Und manchmal ist es besser – wenn auch anfangs schwerer – den Frieden im Alleinsein zu finden, als sich in Menschen zu verlieren, die einen nur aussaugen.